📸: Panini Comics

Ehemann, Vater und kein Netze schwingender Superheld: „Ultimate Spider-Man 1 – Familienvater“ zeigt die Auswirkungen der ultimativen Schöpfung

Kurze Rückblende ins Frühjahr dieses Jahres: Panini Comics veröffentlichte mit „Ultimate Invasion: Ultimative Schöpfung“ einen Comic, in dem Autor Jonathan Hickman klarmachte: Das Ultimate Universe, aus dem etwa Miles Morales, der Brooklyn Spider-Man, hervorging, ist noch gar nicht so durch, wie man vielleicht hätte annehmen können. Worum ging es? Reed Richards’ böses Gegenstück, der Maker, konnte sich aus einem Hochsicherheitsgefängnis befreien und schickte sich an, die Ereignisse der Erde-1610 nach seinen Vorstellungen zu verändern. So trägt hier ein Tony Stark beispielsweise nie die markante Iron-Man-Rüstung. Dafür aber sein Papa Howard. Und auch ein junger Stundent namens Peter Parker wird nie von einer radioaktiv verseuchten Spinne gebissen. Was das für Auswirkungen gehabt haben mag, konnte man sich bisher selbst zusammenreimen. Mit dem ersten Band von „Ultimate Spider-Man“, Untertitel Familienvater, liefert Hickman sehr konkret nach, wie sich Parkers Leben seitdem entwickelte. Wir steigen direkt mal ein in die Betrachtung dieses Comics, wa?

Ultimate Spider-Man 1 – Familienvater“ wirft uns 20 Jahre nach den vom Maker in Gang gebrachten Ereignissen in die Handlung. Peter Parker ist mangels Spinnenbiss nicht zu Spider-Man geworden. Stattdessen ist er inzwischen zweifacher Vater und mit Mary-Jane verheiratet. Seine Brötchen verdient er immer noch als Fotograf des Daily Bugle, der von J. Jonah Jameson geleitet wird – und Peters Onkel Ben. Es kommt zu einer Art feindlicher Übernahme, bei der niemand Geringeres als Wilson Fisk, der Kingpin von Manhattan, die Zeitung übernimmt. Der Kingpin, neuerdings Medienmogul, hat jedoch Beef mit einem Typen, der grüne Klamotten trägt, mit einem Gleiter durch die Lüfte saust und irgendwie nach Kobold aussieht. Peter streift indes stets die Grenze zur Depression. Auch wenn er zwei tolle Kinder und eine wunderbare Frau hat: Irgendetwas in ihm sagt ihm, dass er noch mehr aus seinem Leben machen muss, dass er irgendwas ändern muss.

Das Mittel zum Zweck ist ein Artefakt, das nicht nur ein achtbeiniges Insekt beinhaltet, sondern auch einen Anzug, optisch beliebig anpassbar und eine Art Videobotschaft. Von Tony Stark. Als Iron Man. Dieser erklärt ihm, dass die Änderung, die Peter so herbeisehnt, ihm vor Jahren vom Maker genommen wurde, nun aber die Möglichkeit besteht, das wiedergutzumachen. Peter fasst sich ein Herz, lässt sich von der Spinne beißen und entwickelt fürderhin die bekannten Kräfte. Dass dies nicht unbemerkt bleibt, dürfte auf der Hand liegen. Weder von den kriminellen Subjekten New Yorks, noch von der eigenen Familie …

Dieser Auftakt von „Ultimate Spider-Man” ist ein Paradebeispiel dafür, dass es sich eben manchmal doch sehr lohnt, am Ball zu bleiben. „Ultimate Invasion“ hielt (und halte) ich für einen ziemlich öden Rohrkrepierer. Was Autor Hickman im Folgenden aber abgeliefert hat, ist ziemlich große Klasse! Ich mag dieses Ultimate-Universe-Gemache ja. Mochte ich Damals™️ schon, als es Anfang der 2000er-Jahre das erste Mal aufkam. Spider-Man ist seit Erfindung schon etliche Male neu interpretiert worden und doch finden Kreative immer wieder noch neue Kniffe, wie sie dieser Figur neue Seiten abgewinnen können. So auch hier. Als jemand, der selbst einen Dreikäsehoch durch die Stube flitzen hat, das Weltwissen von Vorschulkindern zum Besten gebend, fühle ich mich mit Peter Parker als Vater sehr verbunden. Oder wie man in Neudeutsch sagt: ich kann sehr gut damit relaten. Auch diese Gefühl von Bedeutungslosigkeit, diese Sinnsuche im eigenen Leben – all das sind Sachen, die ich gut nachfühlen kann, die Parker sehr menschlich machen und die vor allem wirklich gut geschrieben sind. Auch gut gefallen hat mir, wie sich die beiden alten Herren J. Jonah James und Ben Parker aufmachen, ein neues Nachrichtenmedium zu gründen. Da wird die zu erwartende Rauferei mit dem Kingpin fast schon zur Nebensache. Zudem hat Hickman mit der Botschaft von Iron Man eine Spur gelegt, die möglicherweise zu sehr viel größeren Ereignissen führt.

Auch optisch ist das Ding hier top! Die für die Bilder zuständigen Marco Checchetto und David Messina liefern sehr sehenswerte Zeichnungen, die nicht zuletzt aufgrund ihrer ganz dezenten Manga-Anleihen sehr dynamisch wirken. Da ist Tempo und Bewegung in den Panels, gleichwohl kommt immer dann, wenn es erforderlich ist, Mimik und Gestik hervorragend zur Geltung. Das führt dazu, dass man diesen Comic förmlich einsaugt. Es bleibt also letztlich festzuhalten: so sehr mich die „Ultimate Invasion“ vor ein paar Monaten angeödet hat, so sehr begeistert mich der Auftakt von „Ultimate Spider-Man“. Der Einstand ist gelungen, die Frischzellenkur gut und glaubhaft und die Gespannung, die in der Luft liegt, wie es wohl weitergehen mag, sehr groß.


Erscheinungsdatum
1. Oktober 2024
Verlag
Panini
Autor*in
Jonathan Hickman
Zeichner*in
Marco Checchetto, David Messina
Seiten
160
Storys
Ultimate Spider-Man 1-6
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