📸: Roman Empire / Avalost

Hamburg Cruise Days 2022, oder: Eine Audienz bei der Königin

Warum denn eigentlich nicht mal wieder nach Hamburg gurken? Bisschen am Hafen herumlungern, Seeluft schnuppern, den Traum von der großen Freiheit träumen und ein bisschen Schiffe gucken? Ungefähr das waren meine Gedanken, als ich mitbekommen hatte, dass die Hamburg Cruise Days nebst Blue Port in diesem Jahr wieder stattfinden würden. Trotz Pandemie, die so langsam wieder im Begriff ist, Schwung zu holen. Trotz des Krieges, der gerade in Europa tobt und auch uns hier, die wir uns noch vermeintlich sicher fühlen, einiges abverlangt. Man denke an die enorm gestiegenen Kosten von Strom und Gas und die gleichzeitige Knappheit selbiger Ressourcen. Und dann ist da auch noch die Klimakatastrophe, die sich weder um das eine noch das andere schert.

Ich möchte an dieser Stelle keine Grundsatzdiskussion über das Für und Wider von Kreuzfahrten anfangen. Viel mehr geht es mir in diesem Beitrag von einem schönen Tag zu erzählen, der in der Einzelbetrachtung sicher fraglich ist, der durch meine persönlichen Lebensumstände und Bemühungen vielleicht aber eine zweite Betrachtung verdienen würde. Aber auch um Rechtfertigungen geht es gar nicht, auch wenn es vielleicht so aussieht, als würde ich im vorauseilenden Gehorsam schon mal eine eben solche mit auf den Weg geben wollen.

Grundsätzlich hatte ich gar nicht vor, zu den Cruise Days nach Hamburg zu fahren. Ich erinnere mich noch gut an den Trip im Jahr 2019, wo ich irgendwann morgens die rund 280 Kilometer nach Hamburg abgerissen habe, dann stundenlang an der gleichen Stelle am Hafen verharrte, nur um ein paar schöne Fotos von dicken Pötten schießen zu können, und um dann, schlussendlich, mitten in der Nacht noch die Heimreise anzutreten. War anstrengend, könnt ihr mir glauben. Auch wenn der Blue Port, also der blau erleuchtete Hamburger Hafen als Kunstinstallation an sich schon sehr sehenswert war.

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Tja. Und dann kam die Ankündigung der Veranstaltenden, dass Cunards Flaggschiff, die Queen Mary 2, der maritime Stargast der diesjährigen Cruise Days sein würde. Sie würde quasi die Erleuchtung des Hafens in das blaue Licht anführen. Und damit waren für mich Groschen und Entscheidung gefallen.

Aus verschiedenen Gründen ist die Queen Mary 2, der letzte verbliebene Ozean-Liner, ein Symbol für Träumereien, Schwärmereien und Sehnsüchteleien. Keines von diesen schwimmenden Hotels, die Kreuzfahrtschiffe heutzutage sind, sondern noch echte Schifffahrtstradition. Beinahe wie aus einer Zeit gefallen, als mit fossilen Rohstoffen über den Meere schippern mangels besseren Wissens die Unschuld noch nicht verloren hatte.

Über das Gewicht des ökologischen Fußabdrucks von diesen Ozeanriesen kann man vielleicht im Gesamtkontext der CO₂-Erzeugung diskutieren – weg leugnen kann man ihn nicht. Und doch übt speziell dieses eine Schiff eine Faszination auf mich aus, die ich schlecht in Worte fassen kann. Ich weiß nicht, ob ich noch mal ein Kreuzfahrtschiff besteigen würde, solange wie die Pötte nicht wirklich klimaneutral durch die Gegend schippern können.

Bei der Queen allerdings … da ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, schwach zu werden, gebe ich zu. Trotz (oder vielleicht gerade?) wegen all der Etikette und Traditionen, die an Bord gepflegt werden und die ebenfalls überraschend wenig mit der heutigen Kreuzfahrerei zu tun haben. Dazu aber später mehr.

Von Sachsen-Anhalt über Niedersachsen nach Hamburg

Wie dem auch sei, am Morgen des 19. August bin ich ins Auto gestiegen und über Landstraßen, in aller Seelenruhe, nach Hamburg gefahren. Eigentlich wollte ich das zu der Zeit noch erhältliche 9-Euro-Ticket nutzen, gekauft hatte ich es schon. Zwei Dinge verhinderten dies: akute Unwetterwarnungen und Zugausfälle. Schade, ich hätte mich gerne von der Bahn in den Norden schaukeln lassen.

So ging es eben über Stock und Stein von Sachsen-Anhalt über Niedersachsen bis hin nach Hamburg. Wenn es nicht geregnet hätte wie aus Eimern, wäre das sicher eine schnuckelige Route gewesen. Immerhin: je näher ich Hamburg kam, umso mehr ließ der Regen nach und der Himmel wurde heller. Sollte etwa noch die Sonne rauskommen? Sie sollte.

In Hamburg stellte ich meine Karre in eines der Parkhäuser in Hafennähe ab, die ganztägiges Parken für 12 Euro versprachen. Für Hamburger Verhältnisse direkt günstig. Mein Weg führte mich von dort aus vorbei an der Elbphilharmonie (lange nicht gesehen!) zum Jungfernstieg. Dass nicht nur der Hafen erleuchtet werden würde und eine Königin der Hansestadt die Ehre erweisen würde, sondern überdies auch die Cruise Days stattfanden, hatte ich vor lauter Entzücken darüber, so dicht wie noch nie zuvor an das Schiff zu kommen, direkt vergessen. Dass die Cruise Days so viele Menschen anziehen, ebenfalls.

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Einigermaßen genervt von den vielen Leuten, die sich rund um die Fressbuden sowie die zahlreichen Stände der Reedereien drängelten, machte ich meinen Weg weiter zu einem dieser Hafenrundfahrtsanbieter. Von früheren Besuchen wusste ich noch, dass wenn man Schiffe anschauen und fotografieren möchte, es kaum eine bessere Möglichkeit dafür gibt, als eine Stunde lang durch den Hamburger Hafen zu gurken. Also erwarb ich ein Ticket für eines dieser Boote. Dass man dafür inzwischen 25 Euro hinblättern darf, nahm ich zähneknirschend zur Kenntnis.

Um ein bisschen Milchgeld erleichtert bestieg ich sodann eines der Boote, die im Begriff waren, eine Runde im Hafen zu drehen, vorbei an den ganz großen Containerschiffen, am Containerterminal Tollerort, den vielleicht sonst noch anwesenden Kreuzfahrern und was weiß ich nicht noch alles bis hin zur Queen Mary 2. Der Himmel war noch so dunkelgrau, dass ich kurz dachte, Instant Karma trifft mich für diese Aktion direkt mit einem Regenguss sondergleichen. Aber der Himmel blieb stabil.

Kaum setzte sich das Schiff schaukelnd in Bewegung, hatte ich meine Kamera bereits im Anschlag und knipste, was das Zeug hielt. Das Gequatschte des, nun, ich nenne ihn mal Entertainers an Bord, der einiges zur Historie des Hafens sowie der Schiffe usw. zum Besten gab, interessierte mich wenig. Fairerweise muss ich sagen, dass ich all das schon mal auf einer früheren Rundfahrt gehört hatte.

Einigermaßen fasziniert nahm ich stattdessen zur Kenntnis, was für eine unglaubliche Größe Containerschiffe mittlerweile haben können. Es könnte sich bequem ein Plattenbau aus Berlin-Marzahn dahinter verstecken. Aus einem unbekannten Grund schien ich auch diese Tatsache vergessen oder verdrängt zu haben.

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Und dann war er endlich gekommen, der Moment, auf den ich so lange gewartet hatte, und das Ausflugsboot drehte Richtung Kreuzfahrtterminal Steinwerder, wo die Queen Mary 2 festgemacht hatte. Ganz dicht fuhr das Ausflugsboot an dem, aus der Nähe betrachtet wirklich gigantischen, Ozeanriesen vorbei. Um dem ganzen die Kitschkrone aufzusetzen, ertönte über die Bordlautsprecher „My Heart Will Go On“ von Celine Dion. Ihr könnt Euch vorstellen, dass ich ziemlich kräftig die Augen verleiert habe. Albern, das.

Pünktlich zur Audienz bei der Königin kam zusätzlich auch noch die Sonne heraus und mehr Kitsch ging nun wirklich nicht! Faszinierend fand ich zu beobachten, wie sehr die stählerne Außenhaut der Königin, die auf dem Atlantik sicher ein ums andere Mal unglaublichen Kräften trotzen muss, unter der Macht des Ozeans „gelitten“ hatte. Nicht, dass sie ramponiert gewesen wäre oder so was, aber es ist nicht zu leugnen, dass die Queen Mary 2, genauso wie alles andere von Menschenhand geschaffene, ein ungebetener Gast ist. Aus unerfindlichen Gründen hätte ich, wenn schon Musik, Madonnas „Live To Tell“ in diesem Moment irgendwie passender gefunden.

Vom Essen und vom Warten

Nach dieser Audienz ging es zurück zum Jungfernstieg. Einigermaßen hungrig beschloss ich, dass jetzt, zu fortgeschrittener Nachmittagsstunde, ein guter Zeitpunkt gekommen ist, das erste Mal an diesem Tag etwas zu essen. Mein Plan war eigentlich, wieder im Rado am Hafen einzukehren. Da war ich während meiner Besuche in den Jahren zuvor gut speisen – und vor allem ist das Restaurant nicht nur mehr oder weniger die letzte Gelegenheit, auf der Meile noch was zwischen die Zähne zu bekommen, sondern auch quasi direkt gegenüber dem Containerterminal Tollerort. Fuchs, wie ich nun mal bin, wusste ich, dass die Queen Mary 2 auf ihrem Weg aus Steinwerder da lang fahren muss. Ich brauchte also nur abwarten und mir wieder ein luschiges Plätzchen suchen, um später ein paar Fotos machen zu können.

Bis zum Rado kam ich dieses Mal nicht. Ich bin an der L’Osteria hängengeblieben, mehr oder weniger gleicher Fleck auf der Landkarte. In gerammelt voller Bude schnabulierte ich eine Pizza und gönnte mir zur Feier des Tages ein Bierchen, während ich in einem kurzen Anfall von Glückseligkeit bemerkte, dass ich von meinem Platz aus die Queen beglotzen konnte, die funkelnd in der Sonne lag wie ein schlafender Riese.

Es war ziemlich genau 18 Uhr, als ich das Restaurant verließ und zu meinem inzwischen schon angestammten Fotospot marschierte. So richtig schlau bin ich aus den Ankündigungen nicht geworden, wann der Blue-Port-Firlefanz nun genau losgehen sollte, aber immerhin so viel wusste ich: Die Queen würde gegen 21 Uhr in Steinwerder losmachen und in Richtung der Elbphilharmonie tuckern.

Erstaunlich, wie schnell die Zeit trotz Wartens vergehen kann, wenn man nichts weiter macht, als auf einer Steintreppe zu hocken, dem Treiben im Hamburger Hafen zuzugucken und zu bemerken, wie unmerklich hier und da und überall ein blaues Licht nach dem anderen aufflackerte.

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Und tatsächlich, gegen 21 Uhr war Bewegung in Steinwerder. Der Riese erwachte. Unmerklich fing die Königin an, sich aus dem Becken zu schieben, vorbei am Containerterminal Tollerort und den dort ankernden, riesigen Containerschiffen. Und da wurde mir erst richtig bewusst, wie groß die Queen Mary 2 wirklich ist! Sie machte hier zum ersten Mal unmissverständlich klar, wer Chefin auf dem Meer ist. Wow, was für ein Trümmer! Und dabei aber trotzdem so klassisch, so elegant! Kein Vergleich zu den Kreuzfahrtschiffen von AIDA und Co., die mit ihren unendlichen Balkonfronten manches Mal an die bereits erwähnten Plattenbauten erinnern.

Fast schon lautlos schob sich die Königin an mir vorbei in Richtung der Elbphilharmonie und, oh Junge, war das ein imposanter Anblick! Es war, wie es vermutlich immer ist, wenn die Queen Mary 2 in Hamburg gastiert – sie zog die Blicke aller Anwesenden auf sich. Radfahrende stiegen von ihren Bikes, Smartphones wurden hastig gezückt und an meinem bis dato noch ganz luschigen Plätzchen entwickelte sich ein reges Gedränge. Alle wollten sie die Königin sehen und ihr winken. Die Mitreisenden an Bord hingegen winkten den Menschen am Ufer zu. Alles irgendwie nett zu beobachten.

Da ist ein blaues Licht …

Kaum dass die Königin hinter der Elphi verschwunden war, ward sie für eine gute Stunde oder so nicht mehr gesehen. Genau sagen kann ich es nicht mehr, die Zeit ist da etwas verschwommen. Dafür flackerten immer mehr blaue Lichter auf, die Kräne des Containerterminals Tollerort waren inzwischen mehrheitlich blau illuminiert. Und dann war es weithin zu vernehmen, das tiefe Dröhnen des Schiffstyphons der Königin. Dagegen wirkt jedes andere Schiffshorn, das ich bis dato gehört hatte, wie eine Spielzeugtröte. Der Kahn machte hier erneut klar, wer Herrin im Haus ist. Und während die Dunkelheit über Hamburg hereinbrach, kam die Queen Mary 2 wieder hinter der Elbphilharmonie hervor und machte sich in aller Seelenruhe und Eleganz auf dem Weg raus aus Hamburg in Richtung Southampton.

Sie war ebenfalls mit blauen Lichtern erleuchtet, die sie in der Dunkelheit strahlen und funkeln ließen wie einen Stern. Und wieder war sie kaum zu hören. Wäre das beispielsweise ein Schiff von AIDA gewesen, dann wäre der Hafenbereich von der an Bord stattfindenden Auslaufparty beschallt worden. So einen Schnickschnack hat die Queen offensichtlich nicht nötig. Sie schob sich aus dem Hafen und wäre sie menschlich gewesen, man hätte ihr wohl ein erhobenes Haupt attestiert. Und huldvoll gewunken hätte sie vermutlich auch.

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Kaum, dass die Queen aus meinem Sichtfeld verschwunden war, machte ich mich auf den Weg zurück zum Auto. Schließlich wollten die 280 Kilometer auch wieder nach Hause gefahren werden. Wieder hatte ich verdrängt, dass auch noch die Cruise Days stattfanden, wieder war ich genervt von den vielen Leuten, die selbst jetzt, so gegen 23 Uhr, noch unterwegs waren und vor allem im Weg standen. Ich hatte das Gefühl, die Zahl derer, die sich zum Hafen haben locken lassen, hätte noch zugenommen. Durchaus denkbar, dass sich alle anderen, genau wie ich, von der Königin haben ködern lassen. Oder von den blauen Lichtern, die – trotz aller Umstände in der Welt – einmal mehr ein berauschender Anblick waren.

Die Stände der Reedereien jedenfalls dürften es kaum gewesen sein. Bis auf den zugegeben imposanten Aufbau von Cunard sowie dem üblichen „Partydorf“ von AIDA war das in diesem Jahr nicht so opulent. Die Pandemie hat eben auch dort ihre Spuren hinterlassen. Warum allerdings TUI Cruises, die ja nun in Hamburg beheimatet sind, nicht vor Ort waren, entzieht sich meiner Kenntnis und meinem Verständnis.

… und es leuchtet blau

Es war kurz vor Mitternacht, als der olle Schiff-Spotter das Parkhaus erreichte und die Heimreise antreten konnte – moooment Mal! So einfach sollte sich das dann doch nicht gestalten. Zunächst wollte mich das – entschuldigt bitte – fucking Parkhaus nicht hineinlassen! Eine Viertelstunde versuchte ich, dem Scanner an der Eingangstür mein Ticket beizubringen. Es war wohl mehr Glück als alles andere, dass noch jemand vorbeikam, der ebenfalls ins Parkhaus wollte – und im Gegensatz zu mir Dauerparker mit entsprechendem Zugang war. Anschließend verweigerte der Parkautomat jegliches Zahlungsmittel, von Münzen abgesehen. Und jetzt ratet, was das Einzige war, das ich nicht mehr auf Tasche hatte? Riiiichtig.

Nach längerem Herumirren in den Innereien des Parkhauses, ich fing inzwischen wirklich an zu schwitzen!, fand ich in der Nähe der Ausfahrt noch einen Kassenautomaten, der gnädigerweise Kartenzahlung akzeptierte. Somit war ich letztlich doch nicht gezwungen, im Parkhaus zu übernachten und konnte die Heimreise antreten. Gegen 3 Uhr morgens war ich zurück und platt wie ein Hörnchen. Woran ich merke, dass ich älter werde? 2019 kam mir ein sehr vergleichbarer Trip viel weniger anstrengend vor.

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Von Widersprüchen und Sehnsüchten

Wer mich persönlich kennt, weiß, dass ich im Alltag sehr bestrebt bin, Maßnahmen zu ergreifen, um der Umwelt nicht mehr zur Last zu fallen, als unbedingt erforderlich. Das gelingt mir mal mehr, mal weniger gut, aber Wille und Bestreben sind da. Da ist ein Ausflug wie dieser oder die Begeisterung und Faszination für einen Kahn wie die Queen Mary 2 natürlich ein krasses Kontrastprogramm. Nachfolgend abschließend ein Erklärungsversuch.

Folgendes postete ich noch in der Nacht meiner Rückkehr, nebst zweier Fotos der Queen Mary 2, auf meinem Facebook-Profil:

„Ich bin mir der Problematik des zivilen Schiffsverkehrs bezüglich der Umwelt usw. natürlich völlig im Klaren. Und doch: die Queen Mary 2 ist einfach die unangefochtene Königin der Meere.

Eine imposante Erscheinung, wenn sie ganz dicht an einem vorbeifährt. Aus nächster Nähe lassen sich auch ganz gut die Spuren der Kräfte des Atlantiks ablesen, denen die Königin bei ihren Überfahrten ausgesetzt ist. In Zeiten, in denen Kreuzfahrtschiffe (die QM2 ist übrigens keines) aus Gründen der Gewinnmaximierung immer mehr zu schwimmenden Plattenbauten mutieren, ist sie ein Unikat, ein Hingucker und ein Traum- und Sehnsuchtswecker. Bisschen Träumen ist aber in diesen Zeiten sicher ok, denke ich, und so leid es mir tut: Die Sehnsucht nach dem Meer ist leider nicht stillbar. Wenn ich mal groß bin, fahre ich auch mal mit der Königin über den Atlantik. Vielleicht steht die Welt dann noch und vielleicht ist man hinsichtlich sauberer Antriebsformen bis dahin noch ein paar Schritte weitergekommen. Bis dahin winke ich der Königin aus der Ferne und schmachte.

Was direkt eine Frage meines Freundes und höchst geschätzten Bloggerkollegen Casi nach sich zog, der unter anderem kommentierte: „Wie bekommst Du den Spagat hin, auf der einen Seite so ein umweltbewusster Mensch zu sein und dennoch diese Faszination für diese schwimmenden Umweltsünden zu fühlen?

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Ich kann mir vorstellen, so manchen von Euch eine ähnliche Frage im Gebeiß schwillt. Ich entgegnete dies: „Das Ding ist, dass ich nirgendwo jemals so sehr entspannen und quasi alle Systeme runterfahren konnte wie seinerzeit in den Balkonkabinen oder an Deck, völlig geistentleert auf das Wasser glotzend.

Wenn es etwas Ähnliches gäbe, würde ich das mal probieren. Aber bisher habe ich nix gefunden. Tatsächlich habe ich heute auch Bedenken damit. Ich weiß, dass die Reedereien viel tun, um die Kisten sauber(er) zu kriegen, allen voran AIDA und Hurtigruten. Das von Dir im Artikel beschriebene Hybridschiff ist ein dolles Ding und zeigt ja auf, wo es hingehen kann. AIDA testet Brennstoffzellen und Biodiesel und irgendwo da werden wir mittelfristig landen, denke ich.

Würde ich heute eine Kreuzfahrt buchen wollen, wäre die Herangehensweise in etwa so: Abfahrtshafen ab Deutschland (also ohne Flug, eine Umweltsünde reicht) und keine Ziele, wo ein Schiff nix zu suchen hat. Also direkt in Venedig beispielsweise oder Galapagos Inseln usw. Eigentlich könnte so ein Kutter direkt auch auf die Ostsee rausfahren und da im Kreis, würde mir schon reichen.

Also als Ziele Norwegen (würde ja quasi für die Postschiffe sprechen, die fahren so oder so), Westeuropa, Ostsee. Und meine Nachhaltigkeitsbemühungen im Alltag, die mal mehr mal weniger gut funktionieren, noch mehr erhöhen. Vermutlich würde ich mir auch irgendwie schönreden, dass Kreuzfahrt am Gesamtproblem gerade mal 0,018% der weltweiten CO2 Emissionen ausmachen, weiß aber natürlich auch, dass es genau das ist: Schönreden. Und die CO2-Emissionen über Atmosfair oder so kompensieren, so wie immer. Und wie üblich nur alle paar Jahre mal einen Trip unternehmen. Irgendwie so.

Wie gesagt, ich mir der Problematik sehr bewusst, das Gewissen meldet sich auch immer mehr – aber die Sehnsucht bleibt halt. Und letztlich muss ich dann, wenn es akut wird, vermutlich mit mir selber ausmachen, ob ich das, was ich sonst so versuche und mich bemühe, das irgendwie wett macht. Weißt, wie ich mein? Es ist kompliziert.

Später ergänzte ich meine Antwort noch um nachfolgenden Kommentar, der vielleicht wirklich klarmacht, warum die Queen Mary 2 so wichtig für mich ist – auch wenn ich niemals an Bord war und dies vielleicht auch niemals sein werde: „Und dann kommt noch hinzu, fällt mir gerade ein: Faszination Schiff hat auch einen familiären Hintergrund. Mein Opa war Werftarbeiter und hat mich als Kind mit zu vielen Stapelläufen mitgenommen. Und mein Onkel, der liebe Gott habe ihn selig, war Elektriker an Bord der QM2, als sie gebaut wurde. Eigentlich wollten wir mal den Trip Hamburg – Southampton und zurück zusammen machen, allerdings war der Krebs schneller.

Alles in allem war das ein schöner, wenn auch anstrengender Tagesausflug. Und sollte ich noch einmal den Gedanken hegen, zum Bestaunen großer Schiffe im Rahmen der Cruise Days oder des Hafengeburtstags nach Hamburg zu fahren, ist eine Sache schon jetzt so sicher wie das Amen in der Kirche: Ich werde mir ein Hotelzimmer nehmen. Und ich fahre mit der Bahn!