Im ersten Sammelband von „Spider-Man Beyond“ ging es ganz schön zur Sache: Die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft, alias Peter Parker, wurde im Kampf mit den U-Foes (über den Namen bin ich immer noch nicht hinweg!) ziemlich umgeledert. Vergiftung, Verstrahlung, Koma – das ganze Programm. Derweil war Peters Klon Ben Riley im Spinnenkostüm unterwegs. Im Namen und auf Rechnung der ominösen Beyond Corporation, die aus den Resten von Dr. Octopus’ Parker Industries hervorgegangen war. Und sich im Zuge der Übernahme die Rechte an Spider-Mans Namen und Kostüm usw. gesichert hatte. An der Spitze des Konzerns: CEO Maxine Danger, wohl nicht nur im übertragenen Sinne bereit, über Leichen zu gehen. Und während unser Wandkrabbler damit beschäftigt ist, wieder ins Leben zurückzufinden, muss sich Ben Riley mit Hirnmanipulationen und dem Verlust von Erinnerungen auseinandersetzen. Bleibt die Frage: Hält der zweite und abschließende Band das Top-Niveau des Vorgängers? Hm. Na, sagen wir mal so …
Im zweiten Band spitzt sich die Lage vor allem für Ben Riley dramatisch zu. Der Verlust von Erinnerungen ist für ihn verständlicherweise auch gleichbedeutend mit dem Verlust der Identität. Zwar hat sich Peter Parker dank der Hilfe von Captain America und Black Cat wieder einigermaßen berappelt, auch wenn es für die Bundesjugendspiele vermutlich weiterhin nicht reichen würde, und bietet Ben auch seine Hilfe an. Würde sogar seine Erinnerungen mit Ben teilen, schließlich sind es gewissermaßen auch die von Ben, er ist immerhin sein Klon und somit fast wie ein Bruder. Aber inzwischen nicht mehr so richtig bei Sinnen, wird der zunehmend widerborstige Ben zu einem Problem. Für sich, für Peter, für Beyond, für Maxine – und alle Beteiligten steuern auf eine große Katastrophe zu …
Schade. Das ist der erste und vor allem prägnanteste Begriff, der mir zum zweiten Paperback von „Spider-Man Beyond“ durch den Kopf geht. So gut wie der erste Teil anfing, so schwach hört der zweite auf. Hier passiert so vieles, das nicht immer schlüssig erscheint. Dass man mit Queen Goblin eine große Schurkin auf die Bühne holte, okay. Einverstanden. Ihr Einsatz war aber so schnell und unspektakulär vorbei, wie er anfing. Oder was sollte dieser Exkurs mit dem Beyond-Mitarbeiter, der seine KI-Skills nutzte, um anstatt der Kündigung eine Beförderung zu ergaunern? Das war vollkommen aus dem Kontext gerissen und hatte mit dem Rest der Ereignisse wenig bis gar nichts zu tun. Welcher Logik folgte es eigentlich, dass es ausgerechnet Black Cat und Captain America waren, die Peters Rehabilitation anleiteten? Und so weiter und so fort.
Wie gesagt, ganz viele lustig bunte Puzzleteile, die aber oft nicht so richtig zusammenpassen. Und damit den richtig guten Eindruck des ersten Bandes ziemlich nach unten zogen. Einzig der innere und äußere Kampf von Ben Riley, der doch unbedingt ein Guter sein wollte, kam überzeugend und Mitgefühl erweckend rüber. Dass er am Ende kein Spider-Man bleiben würde, davon war wohl schon zu Beginn der „Beyond“-Saga auszugehen gewesen. Dennoch: Aufstieg und Fall eines, man kann es kaum anders nennen, armen Schweins war gut und überzeugend umgesetzt.
Somit bleibt letztlich ein durchwachsener Eindruck. „Beyond“ hatte insgesamt ein paar wirklich sehr erinnerungswürdige Momente zu bieten und auch teilweise wirklich berauschende Zeichnungen bzw. Bilder. Aber eben auch ein paar konfuse, vor allem redaktionell … „interessante“ Entscheidungen. Grundsätzlich ist mit der Anschaffung des zweiten Paperbacks kein Fehlkauf getan. Aber die größte Saga rund um den Netzkopf ist „Beyond“ nicht.