📸: Panini Comics

Dreckiger, düsterer Roadtrip in die Hölle: „Ghost Rider & Wolverine: Waffen der Vergeltung“

Es dauert nun zum Glück nicht mehr lange, bis sich Ryan Reynolds und Hugh Jackman in Gestalt von Deadpool und Wolverine die Masken verbeulen. Rund einen Monat noch, dann geht sie ab, die Luzi. Ich verspreche mir davon übrigens nicht weniger als die größte Kinosause des Jahres!

Bis es so weit ist, kann man sich die Zeit mit einem Comic vertreiben, in welchem einer der Protagonisten des Kinofilms, Wolverine, auf einen anderen, ziemlich denkwürdigen Marvel-Charakter trifft: Ghost Rider. Oft genug ist es so, dass wenn populäre Figuren aus dem Haus der Ideen aufeinandertreffen, dem jeweils verantwortlichen Kreativteam nichts anderes einfällt, als die Figuren aufeinander losgehen zu lassen.

Das ist nicht selten spektakulär umgesetzt, aber meistens einfach dumm. Die Handlung ist oft mit „ziemlich Banane“ eher wohlwollend umschrieben. Aber es gibt Ausnahmen. Anfang des Monats veröffentlichte Panini mit „Ghost Rider & Wolverine: Waffen der Vergeltung“ eine dieser Ausnahmen. Eine ziemlich derbe, ziemlich düstere, ziemlich großartige Ausnahme!

Es sind gefährliche Zeiten für Mutanten. Eine unbekannte Person marodiert durch die Vereinigten Staaten und zieht dabei eine sehr blutige Spur hinter sich her. Das Ziel: unschuldige Mutanten, besonders jene, die sich nicht in einer Gruppierung wie den X-Men zusammengefunden haben. Sich vielleicht ihrer besonderen Gabe noch nicht einmal bewusst sind. Diese Mutanten „einfach nur“ zu ermorden, ist dabei noch nicht genug. Die Opfer werden alle auf grausame Weise zerstückelt und anschließend zu einer sehr makabren Skulptur wieder zusammengesetzt. Als Warnung, als Drohung, als Versprechen.

Johnny Blaze, der Ghost Rider, und LoganWolverine, machen sich auf die Jagd. Es scheint nämlich so, als sei dies die Fortführung einer Reihe von Ereignissen, die schon vor vielen Jahren ihren Anfang nahmen und dafür sorgten, dass sich die Wege dieser beiden ungleichen Männer das erste Mal kreuzten.

Im Visier haben sie einen Waisenjungen, der so seltsam nach Schwefel riecht, und die ihm zugewiesene Sozialarbeiterin, die seltsamerweise immer dort, wo eines dieser abscheulichen Verbrechen passierte, auch unterwegs waren. Es scheint, als hätte buchstäblich der Teufel seine Finger im Spiel. Und immer dann, wenn irgendwo ein Wesen mit besonderen Kräften auf dem Radar auftaucht, ist immer auch direkt jemand zur Stelle und möchte dies Talente zur Waffe optimieren bzw. als solche einsetzen. Sie alle sind Teil eines Spiels, bei dem das Tor zur Hölle ganz weit aufgestoßen wird. Und in dem Wolverine eine ganz besondere Bedeutung zukommen wird …

📸: Auszug aus “Ghost Rider & Wolverine: Waffen der Vergeltung”. Erscheint beim Panini Verlag.

Poah! Was für ein düsterer, dreckiger, ziemlich harter und stellenweise sehr abgründiger Comic! So spannend geschrieben, dass die rund 116 Seiten in einem ziemlich zügigen Rutsch gelesen werden. Ich habe mich manchmal dabei ertappt, den Atem angehalten zu haben. Wäre ich anfällig dafür, Fingernägel zu kauen vor Aufregung, dann hätte ich das vermutlich getan.

Was Autor Benjamin Percy hier zu Papier brachte, ist Weltklasse! Es ist eben nicht die übliche, stumpfsinnige Prügelei geworden, die oft herangezogen wird, wenn man zwei Figuren eines Verlags (oder auch eines anderen Verlags) aufeinandertreffen lassen möchte. Neben dem hohen Spannungslevel und dem permanent unangenehmen Gefühl, das die Story verbreitet, ist es auch das geschickte Spiel mit verschiedenen Zeitebenen, das sich positiv auf die Spannung und den Erzählfluss auswirkt.

Zudem überzeugen mich die handelnden Figuren in Worten und Taten, Motiviationen sind stets schlüssig und die Charaktere insgesamt gut herausgearbeitet. Interessanterweise empfand ich auch den Umfang als genau angemessen. Weniger, und manches wäre zu oberflächlich geblieben; mehr, und manches wäre vermutlich zu aufgebläht gewesen.

Dazu passen die Zeichnungen von Geoff Shaw wie die Faust aufs Auge! Die kontrastreichen Zeichnungen mit ihren vielen Schlagschatten, gleichermaßen detailliert wie dynamisch, ergeben zusammen mit den lebhaften Farben von Rain Beredo ein sehr filmhaftes Gesamtpaket.

Dieses ganze Ding fühlt sich an wie ein ziemlich derber, manchmal ziemlich verstörender Road Movie. Einer von der Sorte, bei dem Bestandteile von „Drive Angry“ (sensationeller Trash mit einem großartigen Nicolas Cage in der Hauptrolle, btw!) und „Das Omen“ in einem Topf geworfen worden sind. Und David Fincher („Sieben“, „Alien³“) führte Regie. Im Sommerprogramm von Panini ist „Ghost Rider & Wolverine: Waffen der Vergeltung“ definitiv ein Highlight!


Erscheinungsdatum
4. Juni 2024
Verlag
Panini
Autor*in
Benjamin Percy
Zeichner*in
Geoff Shaw
Seiten
112
Storys
Ghost Rider/Wolverine: Weapons of Vengeance (2023) Alpha, Ghost Rider (2022) 17, Wolverine (2020) 36, Ghost Rider/Wolverine: Weapons of Vengeance (2023) Omega
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