📸: Panini Comics

Zurück ins Jahr 1939: „Bat-Man: First Knight“ ist die gelungenste Neu-Interpretation der frühen Tage Batmans, die man sich denken kann

Vermutlich nicht ganz so steile These: Die wenigsten derer, die heute Comics konsumieren, waren schon 1939 dabei, als die vom Autor Bill Finger und Zeichner Bob Kane geschaffene Figur des Bat-Man (jeppa, damals noch mit Bindestrich) erstmals loszog, um dem Verbrechen in Gotham City den Kampf anzusagen. In den gut 85 Jahren, in denen der maskierte Rächer nun für die gute Sache im Einsatz ist, haben viele kreative Köpfe viele unfassbar gute Geschichten ersonnen. Würde ich die alle aufzählen wollen, dieser Artikel wäre eine einzige lange Liste ohne weiteren Inhalt. Seit 2018 betreibt DC Comics das Sublabel DC Black Label, einen geistigen Nachfahren von DCs Vertigo– bzw. Elseworld-Imprints. Sinn und Zweck von DC Black Label ist es, Kreativen völlige schöpferische Freiheiten zu geben. Ohne dass sie auf Kanon, Kontinuität oder Altersfreigaben achten müssen. Einfach mal mit bekannten Charakteren die Geschichte erzählen, die schon immer auf der Seele brannte. Der Begriff Fanfiction geht mir gerade durch den Kopf, nur dass es hier mit offiziellem Segen erfolgt(e).

Im Rahmen von DCs Black Label waren auch einige wirklich bemerkenswerte Comics in diesem Jahr Thema hier im Blog, ganz vorn mit dabei nach wie vor „Joker/Harley: Psychogramm des Bösen“. Und die Comic-Ikonen Dan Jurgens (immerhin dereinst verantwortlich für den Tod Supermans) und Mike Perkins nutzten DC Black Label als Vehikel, um eine Neuinterpretation der Anfangszeit unserer liebsten Fledermaus zu erzählen. Wer möglicherweise nun die Augen verleiert und kommentiert: „Och nööö, nicht schon wieder eine Origin-Story!“ sei an dieser Stelle beruhigt: Das Duo Jurgens und Perkins interpretieren die Anfagstage Batmans auf unfassbar gute Weise neu. Und wer anno 1939 noch nicht dabei war, sollte dringend weiterlesen.

Schon die Schreibweise Bat-Man verdeutlicht es eigentlich: „Bat-Man: First Knight“ verlagert die Story ins Jahr 1939. Die Schrecken des Ersten Weltkriegs sind noch nicht verarbeitet, die große Depression hat die Vereinigten Staaten fest im Griff und drüben, in Europa, schickt sich ein Diktator namens Hitler an, die Welt in ein noch größeres Unheil zu stürzen. America-First-Fehlgeleitete auf der anderen Seite des großen Teiches versuchen ihrerseits, die Gunst der Stunde zu nutzen. In diese Zeit also wirft uns das Kreativteam. Irgendwer zieht durch Gotham und bringt Regierungsmenschen ziemlich grausam um die Ecke. Und dann ist da noch dieser mysteriöse Bat-Man, von dem man nicht weiß: Ist er Mensch oder Monster? Und wenn Mensch, auf welcher Seite des Gesetzes steht er? Viel mehr möchte ich von der unfassbar gut erzählten und konstruierten Geschichte an dieser Stelle auch nicht verraten.

Hach! Was für ein Hochgenuss dieser neuerliche Blick auf die ersten Abenteuer Batmans doch ist! Jurgens und Perkins haben die ersten Einsätze des dunklen Ritters genommen, wie sie ab Detective Comics 27 aus dem Jahr 1939 zu erleben sind. Buchstäblich Fingers und Kanes erste Arbeiten für die Jetzt-Zeit neu interpretiert. Was unterscheidet diesen Bat-Man, von der Schreibweise abgesehen, von dem Batman, wie wir ihn heute kennen? Nun beispielsweise gibt es noch keine Bathöhle, keinen Batcomputer und auch kein Batmobil. Stattdessen ist Bat-Man in einem ziemlich roten und ziemlich teuren Sportwagen unterwegs. Bruce Wayne hat auch noch keinen Alfred an seiner Seite, der ihm die Schlüpper wäscht, während sich unser Held Nacht für Nacht mit dem Bösen von Gotham auseinandersetzt. Immerhin, Commissionar Gordon gibt es schon, hier aber mehr als Freund und Vertrauten von Bruce Wayne. Und auch Bat-Mans Kostüm ist sehr den allerersten Auftritten nachempfunden. Lila Handschuhe, der Überlieferung nach eine freie Entscheidung der für die Kolorierung zuständigen Person damals, inklusive. Und mittenmang all der gelungenen Nostalgie die spannende Krimi-Geschichte, die angesiedelt ist in schwierigen Zeiten, die mit übernatürlichen Elementen spielt – und die Bat-Man direkt auf den elektrischen Stuhl führt …

Bat-Man: First Knight“ ist auf drei Teile ausgelegt. Wenn das Duo Jurgens und Perkins das Niveau halten kann, und davon bin ich überzeugt, dann haben sie hier einen modernen Klassiker geschaffen, der fortan in einem Atemzug mit anderen großen Werken rund um Gothams berühmteste Fledermaus genannt wird. Beide Daumen ganz weit nach oben, für den mehr als gelungenen Auftakt dieses düsteren Krimi-Noirs! Fan-tas-tisch!


Erscheinungsdatum
22. Oktober 2024
Verlag
Panini
Autor*in
Dan Jurgens
Zeichner*in
Mike Perkins
Seiten
56
Storys
The Bat-Man: First Knight 1
Werbung (Affiliate Links)