📸: Panini Comics

„Captain America 2 – Auf Leben und Tod“ bereitet den Weg für einen fast schon biblischen Kampf – und Steve Rogers mittendrin

Nachdem ich zuletzt eher mäßige Storys um Captain America gelesen hatte, war ich nach der Ankündigung einer neuen, fortlaufenden Serie einigermaßen skeptisch. Auch, wenn Superstar-Autor J. Michael Straczynski („Rising Stars“, die Fernsehserie „Babylon 5“) für den Inhalt verantwortlich war. Schön ist ja, wenn Skepsis direkt einkassiert und in große Begeisterung umgewandelt werden kann. Denn so geschah es nämlich mit dem ersten Band von Straczynskis Ausflug in die Welt von Cap. Die Begeisterung hatte drei konkrete Gründe. Erstens beleuchtete Straczynski die Jahre von Captain America bzw. Steve Rogers, ehe sich dieser dank des Supersoldatenserums zur Weltenrettungsmaschine in Menschenform verwandelte. Zweitens hatte dieser Comic einen wunderbar übernatürlichen Touch, durchaus etwas an die Fernsehserie „Supernatural“ erinnernd. Und dann war da der ungeschönte Blick auf die aktuellen, rechtsdrehenden Entwicklungen in der Welt, kombiniert mit realen historischen Ereignissen. Bis zum heutigen Tage war „Captain America 1 – Der Anschlag“ für mich ein großes Highlight im Comicjahr 2024. Der zweite Band liegt nun vor. Wohin steuert Straczynski seine Figur? Ich kann Euch sagen: Der Kampf gegen Asmoday war nur der Auftakt von etwas sehr viel Größerem!

Dass er mal in übernatürlichen Gefilden unterwegs sein würde, in Bereichen also, in denen man eher die scharlachrote Hexe Wanda oder den Zaubererdoktor Stephen Strange verortet, hatte Steve Rogers für 2024 vermutlich genauso wenig auf der Bingo-Karte für 2024 wie wir Lesenden. Aber nachdem Asmoday sich schon als nervige, aber immer noch zu handhabende Bedrohung aus der Welt der Dämonen entpuppte, dauerte es auch nicht lange, bis Steve eine Nachricht von einer mysteriösen Frau namens Lyra erhielt. Es stellt sich heraus: Lyra verkörpert das Leben und eine Handvoll guter Seelen steht Ihr in einem übernatürlichen Theater als letzte Verteidigungslinie der Menschheit zur Seite. Ihr Bruder verkörpert nämlich das genaue Gegenteil von ihr. Dass Menschen sterben müssen, dass dies in ihrem Schöpfungsplan so vorhergesehen ist, damit war Lyras Bruder über Jahrtausende fein. Dann aber hat der Mensch in den Weltkriegen die schon industriell betriebene Massenvernichtung menschlichen Lebens betrieben – und den Tod damit endgültig wahnsinnig werden lassen. Seiner Ansicht nach müsse einmal der Reset-Knopf gedrückt werden. Was nichts anderes bedeutet, als die Menschheit vom Angesicht der Welt zu fegen. Und so zeichnet sich eine epische, nahezu schon biblische Schlacht ab, deren Ausgang ganz wesentlich von zwei Dingen abhängt: Einem notwendigen Opfer – und Steves Fähigkeit, die dafür nötige Person zu finden, zu erkennen und ansonsten die Dämonen in Schach zu halten. In dem Moment, als der Tod leibhaftig anfängt, über die Welt zu wandeln, ist die Gruppe der Widerständler längst schon unterwandert …

Dieser zugegeben wilde, übernatürliche Kampf nicht um, sondern von Leben mit dem Tod ist schon ziemlich abgefahrenes Zeug! Beinahe hätte ich mich zu der Aussage hinreißen lassen, dass man sich das schon fast nicht ausdenken könne, wenn nicht J. Michael Straczynski genau das getan hätte. Es funktioniert meines Erachtens erstaunlich gut, Steve Rogers bzw. den Cap in einem Abenteuer zu erleben, in das sonst Figuren wie die bereits erwähnten Scarlet Witch oder Dr. Strange geschrieben werden. Der zweite Band mit dem Untertitel „Auf Leben und Tod“ befasst sich zwar (leider) nicht mehr mit dem aktuellen Zeitgeschehen, ist aber dennoch nicht weniger spannend und fesselnd. Ich konnte teilweise die Panels gar nicht so schnell anschauen und die Sprechblasen lesen, wie ich ungeduldig und gespannt darauf war zu erfahren, was auf der nächsten Seite passieren würde. Der Eindruck, eine Folge „Supernatural“ gekuckt zu haben, ist erhalten geblieben, vielleicht hat Straczinsky hier auch eine Prise „Hellblazer“ eingestreut. Das Ergebnis ist eine sehr spannende Angelegenheit, bei der ich mich schon jetzt sehr darauf freue zu erfahren, wie Captain America den Tag retten wird.

Einzig die Bilder sind einmal mehr mein Problem. Nicht so sehr der Zeichnungen wegen, sondern aufgrund der schon beim letzten Band angekreideten, seltsam und unnatürlich wirkenden, plastischen Farbgebung. Genau erklären kann ich Euch nicht, was mich daran stört. Aber es ist, gerade bei der Kolorierung der Menschen, etwas, an dem ich hängenbleibe. Ein höchst subjektiver und sicher auch sehr diskutabler Eindruck, gar keine Frage. An dem überaus positiven Gesamteindruck ändert das freilich gar nichts. Straczynskis Lauf bei „Captain America“ ist nach meinem Dafürhalten eines der absoluten Highlights im derzeitigen Marvel-Programm von Panini. Nicht mehr, nicht weniger.


Erscheinungsdatum
17. Dezember 2024
Verlag
Panini
Autor*in
J. Michael Straczynski
Zeichner*in
Carlos Magno, Jesus Saiz
Seiten
120
Storys
Captain America (2023) 7-12
Werbung (Affiliate Links)