Wat? Schon wieder ein Relaunch? Was ist denn los?
📸: Roman Empire / Avalost

Wat? Schon wieder ein Relaunch? Was ist denn los?

Die Frage ist berechtigt. Wie so oft in den vergangenen 26 Jahren habe ich eine spinnige Idee entwickelt, ohne dass ich einen wirklichen Grund dafür hätte benennen können. Ich folge seit Jahren schon Sascha Pallenberg auf diversen Kanälen, dem Tech-Blogger hinter MeTacheles. Gar nicht mal so sehr, weil ich die Tech-Themen, die der Mann fundiert aufbereitet, für mich so relevant halten würde, sondern weil ich dessen Gespür für Trends und Entwicklungen schätze.

Sein Projekt MeTacheles ist zu dem Open-Source-CMS Ghost umgezogen. Also vereinfacht gesagt: Sein Blog und seine Plattform werden von einer Technologie angetrieben, die im Begriff ist, zusammen mit anderen Entwicklungen (ich schmeiße einfach mal den Begriff ActivityPub in den Raum, wer Mastodon kennt und nutzt, wird davon schon gehört haben) die klassische Blogosphäre wiederzubeleben. Das ist auch dringend nötig, dazu komme ich gleich. Ich hatte Ghost in der Vergangenheit schon einmal ausprobiert, auch Medium und was es da sonst noch so gibt, konnte mich aber nicht dazu aufraffen, meinen Hintern von WordPress wegzubewegen.

Ich bin manchmal nicht die hellste Kerze auf der Torte, daher habe ich den Umstieg, wie so vieles in meinem Leben, in einer spontanen Kurzschlussreaktion entschieden. Selbstverständlich, ohne dabei zu bedenken, was das für Arbeit nach sich zieht. 🙈 Und auch, wenn nach wie vor viel zu tun ist – es gab und gibt gute Gründe für den Wechsel.

Der wichtigste Grund lässt sich mit zwei Buchstaben zusammenfassen: KI. Immer schneller dreht sich das Karussell mit Content, den eine künstliche Intelligenz in wenigen Sekunden ins Netz rotzt, nachdem ihr jemand gesagt hat, was sie zu liefern hat. Jaaa, Moooment mal! Habe ich nicht schon an manchen Stellen (zum Beispiel hier und hier) meine Besorgnis zu diesem Thema kundgetan? Was hat denn hier das eine mit dem anderen zu tun?

Falls Ihr nicht gerade erst zugeschaltet haben solltet bei mir (falls doch: herzlich willkommen!), dann wisst Ihr, dass meine Texte fast immer von einer sehr, sehr persönlichen Note gekennzeichnet sind. Ohne irgendwie abgehoben klingen zu wollen, aber die Verknüpfungen, die mein seltsam verdrahteter Kopp beispielsweise bei Musik-Reviews erstellt, die wird eine KI niemals hinbekommen. Kann sie nicht. Ihr fehlen einfach meine Erfahrungen, meine Sicht auf das Leben, das Universum und den ganzen Rest.

Und weil das so ist, habe ich beschlossen, noch eine Schippe draufzulegen. Was auf den ersten Blick aussieht wie News und Reviews zu diesem oder jenem Thema, ist eigentlich oft genug eine persönliche Gesamtbetrachtung der Welt, in der wir uns bewegen oder ein Schwank aus meinem Leben. Inspiriert durch das Thema, mit dem ich mich auseinandersetze.

Außerdem habe ich Bock, neue Dinge auszuprobieren. Dinge, die ich schon lange auf dem Zettel stehen hatte. Aber vielleicht musste ich auch erst 42 werden, quasi alterstechnisch die Antwort auf alle Fragen, um sie anzugehen. Ding Nummer 1: Newsletter. Artikel werden automatisch und sofort nach Veröffentlichung an alle Abonnent*innen rausgehauen. Ferner wird es einen wöchentlichen Newsletter geben, der nicht nur die regulären Blog-Artikel anteasert, sondern auch persönliche Gedanken, Meinungen oder was auch immer mir sonst so durch den Kopp geht, beinhalten wird.

Natürlich werden Links zu den Artikeln auch bei Facebook & Co. geteilt werden. Aber mal ehrlich – wie weit traut Ihr den (mit Sicherheit) KI-gesteuerten Algorithmen noch über den Weg? In Eure E-Mails aber, da pfuscht allenfalls der Spamfilter dazwischen. Und diese Mails werden nicht nur Anheizer sein, um Euch auf diesen Blog zu locken oder so was. Nö. Ihr bekommt jeweils den vollen Artikel in Euer Postfach und müsstet also diese Seite hier im Prinzip nicht wieder aufsuchen, um herauszufinden, was es Neues gibt.

Ding Nummer 2: Ich werde zumindest meine Reviews, die ja doch immer einen gewissen Umfang aufweisen und somit Zeit beanspruchen, in einer von mir gelesenen Variante anbieten. Das wird zunächst ein Experiment sein, eine Reise ins für mich Unbekannte, auf der Ihr mich gerne begleiten dürft. Ich werde zunächst mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln arbeiten. Erwartet also nicht direkt eine Hochglanzproduktion. Dafür aber manchmal vielleicht eine belegte Stimme, manchmal leichtes Verhaspeln, weil mir während des Lesens doch noch ein Tippfehler aufgefallen ist und ich schon am drölfzigsten Take sitze und nicht noch mal von vorn anfangen kann oder will. 🫣 Learning by doing, quasi. Und Ihr könnt dabei sein. Bei entsprechender Resonanz werde ich das ausbauen, entsprechend in Ausrüstung investieren und den ganzen Krempel auch über die üblichen Podcast-Kanäle zur Verfügung stellen. Ich bin selbst schon ganz aufgeregt! Entsprechende Beiträge sind übrigens dann mit 🔉 im Titel gekennzeichnet.

Und damit kommen wir zur anderen Seite der Medaille. Ich kann, will und werde meinen Content nicht mehr „einfach so“ zur Verfügung stellen. Auch gar nicht mehr können. Eben, weil es mitunter sehr persönlich ist. Und weil die Arbeit an diesem ganzen Ding unfassbar viel Zeit frisst. Und Geld. News bekommen alle, die sich für den Newsletter anmelden, für lau. Reviews und alle weiteren Artikel, die Aufwand, Herzblut und Hirnschmalz benötigen, aber nur noch diejenigen, die mindestens bereits sind, weniger als den Gegenwert eines belegten Brötchens pro Monat zu investieren. Einen nicht unerheblichen Teil Eures Einsatzes werde ich übrigens an wohltätige Zwecke weiterreichen, Ihr erschlagt also zwei Fliegen mit einer Klappe. 🤝 Und außerdem, ein hübscher kleiner Nebeneffekt, der nicht unerwähnt bleiben soll: Keine Werbebanner mehr! Keine Popups, kein Tracking durch Google oder was weiß ich. Ging mir ohnehin auf den Saque. Es störte mein ästhetisches Empfinden ganz gewaltig.

Mache*r wird jetzt sagen: Nö, dafür zahle ich nicht. Gibt doch genug Alternativen im Netz. Ich würde folgende Frage dagegenhalten: ist das wirklich so? Ich habe in den vergangenen 26 Jahren, die ich das hier schon mache, sooo unfassbar viele Blogs sterben sehen. Manche haben sich an Medienhäuser verkauft – und sind dann gestorben. Ich schmeiße nur mal den Namen Pitchfork in den Raum. Und die gehörten in ihren besten Tagen schon zu den echten Platzhirschen! Wenn es Dir egal ist, dass immer weniger Konzerne immer mehr Macht haben über ein Internet, das mal als freies Medium gedacht war – jut. Danke für die Aufmerksamkeit bis hierhin und alles Gute. Wenn Dir das ganze Thema aber nicht egal ist, wenn Dir echter Content und ein freies Netz wichtig sind – nochmals herzlich willkommen!

Und damit noch ein paar Worte zum ActivityPub: Das ist eine Art Standard (zum Beispiel für Fedify, Fediverse, um nur ein paar Buzzwords zu nennen), der von großen Firmen wie Meta (Facebook, Threads, Instagram) oder Automattic (Wordpress) und kleinen Nischennetzwerken wie Mastodon gleichermaßen genutzt wird, bzw. genutzt werden soll. Das ermöglicht eine Vernetzung zwischen Social Media, Blogs usw. und vor allen den Menschen, die diese Medien konsumieren, die es so bisher noch nicht gab. In der Vision, die Menschen, die sich dafür begeistern, teilen, ist es künftig egal, in welchem Netzwerk Ihr unterwegs seid. Wer dabei ist, kann mit allen interagieren. Und wir kleinen Blogmenschen haben weiterhin die Kontrolle über unseren Content. Es ist die große Chance, das Netz zurückzuholen. Blogs wieder lebendig zu machen und aus dem walled garden, den wir heute Social Media (plus Google, plus KI) nennen, zu befreien. Ghost ist auf dem Weg dorthin. Auch ein ganz elementarer Grund, warum ich gewechselt bin.

Ich habe noch mehr Dinge in Planung bzw. Vorbereitung. Aber das soll als Einleitung für den Relaunch erst einmal genügen. Hat alles ohnehin schon wieder den Umfang, dass es vermutlich reichen würde, eine Rolle Klopapier beidseitig zu bedrucken.

Worauf ich hinaus möchte, das konnte ich hoffentlich erklären. Ich freue mich, wenn Ihr künftig mit am Start seid. Danke für Eure Aufmerksamkeit. 🫶

PS: Für dejenigen unter Euch, die sich erstmals mit meinem Tun befassen und sich fragen, warum dieser Blog Avalost heißt und nicht etwa „Romans Meinung“ (das war übrigens der Name meines allerersten Blogs damals Ende der 90er): das hängt mit meiner Lieblingsband Seabound zusammen. Die Geschichte erzähle ich ein anderes Mal bisschen ausführlicher, lasse aber mal noch ein bisschen erhellende Musik hier.

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