Reisebericht: Mit der Mein Schiff 4 von TUI Cruises durch das westliche Mittelmeer zu den Kanaren
📸: Roman Empire / Avalost

Reisebericht: Mit der Mein Schiff 4 von TUI Cruises durch das westliche Mittelmeer zu den Kanaren

Über das Für und Wider von Kreuzfahrten kann man lang und breit diskutieren. Einige halten es für verschwenderische Dekadenz, eine Umweltsünde noch dazu, die man sich – wenn überhaupt – erst dann gönnt, wenn man im Seniorenalter angekommen ist und die angebliche Dauerbespaßung dem Nachmittagsprogramm im Altenheim vorzuziehen ist.

Andere denken an einen Cluburlaub mit Animateuren und einem straff gefüllten Veranstaltungsprogramm, das einem wie eine Eisenkugel um die Füße gelegt wird. Und dann gibt es ja noch die, die sämtlichen Klischees und Vorurteilen zum Trotz das einfach mal probiert haben und für die das ganz plötzlich zu einer sehr schönen Art des Reisens geworden ist. Einrichten wie in einem Hotelzimmer, nur dass man jeden Morgen in einem anderen Land aufwachen kann.

Bekanntlich gehören wir zur Gruppe derer, die das auch irgendwann einfach mal gemacht haben und seitdem ebenfalls zur stetig wachsenden Gruppe reisefreudiger Konsumenten gehören, die im Abstand von zwei bis vier Jahren dem Ruf des Meeres folgen und ein Schiff besteigen. Und das haben wir gerade erst wieder getan. In der Zeit vom 16. bis zum 27. Oktober waren wir mit der Mein Schiff 4 von TUI Cruises unterwegs, vom Mittelmeer bis zu den Kanaren. Was wir gesehen und erlebt haben, ist in nachfolgendem Bericht festgehalten.

Die Mein Schiff 4 von TUI Cruises, hier im Hafen von Arrecife (Lanzarote). Und ewig lockt die See. | 📸: Roman Empire / Avalost

Vorgeschichte & Anreise

Als wir im Jahre 2014 das erste Mal gemeinsam mit einem Kreuzfahrtschiff zur See aufbrachen, hatten wir im Vorfeld bisschen mit der Gesundheit zu tun. Allerdings nicht etwa mit Reisefieber, was ja irgendwie noch nachvollziehbar gewesen wäre. Nö, Mick hatte sich im Vorfeld auf einem Wolfsburger Gourmet-Fest eine ganz formidable Fischvergiftung zugezogen, ich selbst hatte mit einer fiesen Erkältung zu tun. Beides Dinge, die man gewiss nicht haben muss, wenn man beabsichtigt, in wenigen Stunden in Richtung Urlaub aufzubrechen und ein Schiff zu besteigen. Darum hatten wir uns vorgenommen, dieses Mal fit wie Turnschuhe zu sein, wenn das Schiffstyphon erklingt und das Schiff unserer Wahl – dieses Mal die Mein Schiff 4 – abfährt.

Nun, bei dem vornehmen Vorhaben ist es geblieben.

Letztlich hatte es nicht einmal für das Fitness-Level von Sportsocken gereicht. Die Geschichte sollte sich nämlich wiederholen. Zwar ohne Fischvergiftung dieses Mal, dafür aber erneut mit einer ausgewachsenen Erkältung bei nahezu allen Reiseteilnehmenden. Als ich gegen 19 Uhr Micks Domizil erreichte, von wo aus wir im Verlaufe des Abends von Jeanny, eine der beiden mitreisenden Damen unserer Reise-WG, abgeholt werden sollten, hing der Kanzler mit dem Rüssel über einem Dampfbad und inhalierte.

Anstatt nun also schon mal das erste Bier perlen zu lassen und die bevorstehende Reise entsprechend zu begießen, gab es Husten- und Bronchialtee. Kannste machen, knallt aber nicht ganz so. Um nicht ganz die Laune vorab sinken zu lassen, gönnten wir uns ein paar Burger und beschlossen, dass Sonne und Seeluft uns schon früh genug wieder aufpäppeln würden, um die Reise eben doch in vollen Zügen genießen zu können. Wäre ja auch gelacht, schließlich hatte das 2014 ja auch schon mal geklappt.

Warum eigentlich Reise-WG? Einfache Geschichte: unmittelbar, nachdem Mick und ich 2014 von der letzten gemeinsamen Fahrt zurückgekehrt waren, waren wir davon derart angetan, dass wir beschlossen, möglichst bald eine weitere gemeinsame Tour zu unternehmen. Je mehr (bekannte) Mitreisende, umso besser. Dachten wir. Also wurden bei Facebook-Gruppen gegründet, Aufrufe gestartet, im Freundeskreis nach Interessierten gesucht usw. Wie das immer so ist: erst wird allerorten lautstark hier! gerufen, später kann man sich weder auf eine Reederei noch auf eine Route oder einen Termin einigen und am Ende dividiert der angeschlagene Reisepreis den Rest auch noch auseinander. Ihr kennt das. Somit blieben am Ende dieses Versuchs vier Leute übrig: Reni, Jeanny, Mick und ich.

Ein Screenshot der TUI Cruises-Webseite, auf der die von uns gewählte und letztlich befahrene Route ersichtlich ist. | 📸: Roman Empire / Avalost

Komisch: kaum hatte sich die Zahl der Reisenden auf diese kleine Gruppe reduziert, waren Anbieter und Tour bzw. Reisezeitraum schnell gefunden. Es war im Vorfeld schon der Favorit und am Ende entschieden wir uns einmal mehr für TUI Cruises und deren Wohlfühlflotte, nicht zuletzt, weil deren Alles-Inklusive-Konzept uns schlicht überzeugt hatte.

Freilich muss jeder sein Konsumverhalten an Bord selbst überdenken und abwägen, ob sich der Aufpreis gegenüber des direkten Mitbewerbers AIDA wirklich lohnt. Wer tagsüber nur wenig verbraucht, der kann gleiche oder ähnliche Angebote wie die beschriebene Reiseroute hier bei der Kussmundflotte (oder anderen Anbietern) sicherlich auch ein paar Hundert Euro günstiger buchen.

Selbst innerhalb unserer kleinen Reisegruppe zeigte sich, dass die Ansprüche und Bedürfnisse hier tatsächlich sehr weit auseinander liegen können. Wer sich gut darauf beschränken kann, vor allem zu den ohnehin im Preis inbegriffenen Mahlzeiten zu essen und zu trinken, fährt wohl mit AIDA günstiger. Wer das All-In-Paket gerne vollumfänglich nutzen möchte – und nein, damit meine ich nicht, unmittelbar nach dem Aufstehen morgens um 16 Uhr direkt zur Bar zu wandern und den nächsten Eimer Cocktail zu ordern – der entspannt sich bei TUI Cruises’ Wohlfühlflotte besser. Ein definitives Pro oder Contra kann an dieser Stelle nicht gegeben werden. Wie gesagt: Überlegt, was Ihr tagsüber so verbraucht, ganz besonders auch an Seetagen, und macht Eure Entscheidung davon abhängig.

Der Flughafen von Hannover, mitten in der Nacht. In einer Oktobernacht genauso wie das frische Wetter drumherum. Aber dort wollten wir ja schließlich auch nicht Urlaub machen. | 📸: Roman Empire / Avalost

Bei uns ist es nun also wieder TUI Cruises geworden. Ungeachtet des Alles-Inklusive-Konzepts gefiel uns im Moment der Buchung auch schlicht die Gestaltung der Schiffe besser. Weniger bunt, dafür eher nordisch wirkend, etwas gediegener, modern und gleichzeitig klassisch, aber nicht altbacken. Dass TUI Cruises tendenziell eine Klientel mit höherem Durchschnittsalter anpeilt, ist kein Problem, da ohnehin alle Altersgruppierungen vertreten sind, dennoch nicht ganz so ein Eindruck eines Unterhaltungsbootes wie bei AIDA entsteht.

Wir hatten uns für den Reisezeitraum Oktober 2016 entschieden. Zwei Jahre Abstand zur letzten gemeinsamen Fahrt also. Warum so eine lange Pause, wenn wir doch so darauf brannten, direkt wieder loszufahren? Nun, einerseits will das Milchgeld für so eine Reise erst vom Munde abgespart werden. Kreuzfahrten sind zwar im Verhältnis gesehen durchaus „günstig“ zu bekommen, ein großer Batzen Kohle, der da über den Tisch geschoben werden muss, ist es aber weiterhin.

Zudem musste die Feriensituation und die lieben Arbeitskolleginnen und -kollegen mit ihren schulpflichtigen Kindern berücksichtigt werden. Woran man alles so denken muss, wenn man eigentlich nur mal ein paar Tage Urlaub machen möchte. Der reinste Wohlstandsstress! Und irgendwo im Hinterkopf ist immer auch der Gedanke: na ja, so richtig umwelt- und sozialverträglich ist das alles nicht, daher wollen wir es mit den Sünden auch in einem überschaubaren Maße halten.

Wusstet Ihr, dass man bei TUI Cruises durchaus bis zu vier Personen in eine normale Balkonkabine unterbringen kann und die Reiseteilnehmer 3 und 4 dann nur noch (in diesem Fall) 800 € pro Personen zu bezahlen brauchen? Wir wussten das bis zu diesem Zeitpunkt nicht, hatten uns zuvor aber auch nicht damit beschäftigt. Fairerweise den Reisepreis anschließend durch vier geteilt, ist das eine ordentliche Ersparnis gegenüber dem normalen Katalogpreis. Allerdings ist die Anzahl der Kabinen, in denen das möglich ist, doch eher beschränkt. Vielleicht auch bewusst, um den Absatz von Veranda-Kabinen oder Suiten zu fördern. Die Mein Schiff 3 bis 5 haben pro Deck nur eine Handvoll Kabinen zur Auswahl, in denen mehr als zwei Leute eine Balkonkabine bewohnen können. Oder dürfen, je nachdem.

Wegen Stimmungen wie dieser, die sich weder in Wort noch in Bild richtig erfassen oder beschreiben lassen, zieht es uns immer wieder raus auf die See. | 📸: Roman Empire / Avalost

Wir entschieden uns abermals für eine Kabine auf Deck 6. Einerseits aus Kostengründen, klar, aber auch, weil wir damit gute Erfahrungen gemacht haben. Man hat kurze Laufwege zu den Restaurants auf Deck 4 und 5, die Abtanzbar ist auch nur einen Katzensprung entfernt und sollte die See wirklich mal rau werden, dann schaukelt es weiter unten einfach weniger als weiter oben. Jedenfalls, sofern der Kahn von einer Seite auf die andere rollt. Wir beschlossen, alles aus einer Hand zu buchen. Also auch Anreisepaket, Versicherungen und was weiß ich, was noch dazugehört.

Eine Entscheidung, zu der wir uns in der Woche vor der Abreise still beglückwünschten. Die Geschichte mit den abgesagten Flügen von Air Berlin und TUIfly habt Ihr sicher mitbekommen, nehme ich an. Zur Erinnerung: wegen Umstrukturierungsmaßnahmen, die wie so oft Jobs kosten werden und das hoch verschuldete Flugunternehmen Air Berlin langfristig irgendwie in weniger rote Zahlen schreiben lassen sollen, hatten ganz plötzlich ganz viele Piloten und Kabinencrews eine Auszeit wegen akuten Unwohlseins genommen.

Eine Woche, bevor wir nun also endlich mal in den verdienten Urlaub durchstarten wollten.

Zwar wäre es ein maximales, persönliches Ärgernis gewesen, wenn das aus diesen Gründen nicht hätte zustande kommen können, aber es wäre zumindest nicht unser finanzielles Problem gewesen. Ganz anders bei Gästen, die sich für eine individuelle Anreise entschieden hatten … Aber zum Glück entspannte sich die Lage wieder, sodass wir die letzten Stunden vor Abflug eigentlich nur noch irgendwie darüber sinnieren brauchten, wie wir die Erkältungen schnellstmöglich wieder loswerden konnten. Gegen Mitternacht wurden wir dann von Jeanny eingesammelt, um in Richtung Hannover Airport aufzubrechen, wo wir später auf Reni stoßen würden.

Die Strecke Wolfsburg – Hannover ist zu so später Stunde oft zum Glück kein Thema, so auch in dieser Nacht. Somit saßen wir bereits gegen halb zwei im McDonald’s am Flughafen herum und tranken endlich das erste Bier! Sozialer Abstieg für Profis, ich sag’s Euch! Abflug war für 4:55 Uhr angesetzt, Boarding entsprechend eine Dreiviertelstunde früher. Die Zeit bis dahin verbrachten wir mit noch ein paar weiteren Bieren in wechselnden Lokalitäten des Hannoveraner Flughafens und dem Schwelgen in Erinnerungen vergangener Reisen. Und so langsam stellte sich das ein, was bis dahin eher unterschwellig präsent war: Vorfreude und Aufregung!

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