Buchvorstellung: Tino Hanekamp – So was von da
📸: Siedler Verlag

Buchvorstellung: Tino Hanekamp – So was von da

Einen Nachtclub zu betreiben ist nicht unbedingt die leichteste Aufgabe, die man sich im Leben vornehmen kann. Eine Erkenntnis, für die man sich dieser Mission womöglich nicht einmal notwendigerweise selbst widmen muss, um sie zu erlangen. Richtig kompliziert wird es aber dann, wenn am Tag nach der aktuellen Nacht die Abrissbirne wartet, Kiezmafiosis Geld eintreiben wollen, die große Jugendliebe nach wie vor allgegenwärtig ist und auch sonst das Leben ganz allgemein mit voller Wucht und Geschwindigkeit auf einen zugerast kommt. Um all das und noch viel mehr geht es in Tino Hanekamps berauschenden Debütroman „So was von da“.

Oskar Wrobel, gerade geschäftsfähige 23 Jahre alt, hat ein Problem. Also eigentlich sogar diverse. Da ist zum einen sein ewig anhaltender Liebeskummer bezüglich seiner verflossenen Liebschaft, die nach wie vor sein Leben, Denken und Handeln zu bestimmen scheint. Aber das ist gar nicht mal das ausschlaggebende Problem, das sich wie eine Schlinge um seinen Hals legt. Denn Oskar, Clubbetreiber auf dem Hamburger Kiez, hat noch viel größere Sorgen: sein Club, gerade bestens im Geschäft, steht vor dem Abriss.

So was von da“ spielt in einer Silvesternacht und für seinen Laden wird es die letzte Nacht sein, bevor am ersten Arbeitstag des neuen Jahres die Abrissbirnen in das alte Gemäuer einschlagen und der Existenz seines Ladens, untergebracht in einem alten Klinikum, den Garaus machen. Hier gilt es also, diese letzte Nacht dieses Clubs so zu feiern, als sei es gleichzeitig auch die letzte Nacht auf diesem Planeten. Und tatsächlich könnte es auch so sein, für Oskar und manche seiner treuen Weggefährten. Denn zu allem Überfluss, quasi zu der nicht so wirklich beschaulichen Gesamtsituation, gesellen sich noch diverse andere Schwierigkeiten.

Da ist zum Beispiel Kiezkalle, der spontan beschlossen hat, sich bei dem ohnehin schon hoch verschuldeten Oskar mal eben um geschmeidige zehntausend Euro zu bereichern. Und dann ist da noch das Schicksal, das Freunde von Oskar mit voller Härte trifft. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, ist da auch immer noch Mathilda, die besagte große Liebe, die wie ein Damoklesschwert über Oskars (Liebes-)Leben hängt …

Wenn jemand wie Tino Hanekamp über die letzte Nacht eines erfolgreichen Clubs schreibt, dann hat das Hand und Fuß. Als Betreiber eines der besten Clubs in Deutschland, dem Uebel & Gefährlich, weiß er, wovon er schreibt, wenn er in atemlosen, temporeichen Kapiteln eine ereignisreiche, letzte Nacht schildert. Hanekamps Debütroman, in einer ganz eigenen, wortwitzigen Sprache verfasst, hält sich nicht damit auf, den vielen Charakteren des Buches besondere Tiefe zu geben – und das ist auch gar nicht nötig. In den (mitunter wenigen) Auftritten, die er seinen Protagonisten beschert, schafft er es dennoch spielend, dass die teilweise doch recht skurrilen Figuren Lesenden sofort ans Herz wachsen und auch noch dort verweilen, lange, nachdem man den letzten Satz gelesen und das Buch beiseitegelegt hat. Die kurzen, knappen Charakterisierungen seiner Figuren reichen schon hin, dass man sich dem bunten Haufen sofort verbunden fühlt. Man möchte deutlich mehr als diese eine Nacht, die Hanekamp den Lesenden hier schenkt.

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