📸: Panini Comics

Mit Alarm und Remmidemmi durch die Jahrzehnte: Warum „Predator vs. Wolverine: Ewige Jagd“ eines der besseren Cross-overs geworden ist

Über das Für und Wider oder die Sinnhaftigkeit von Cross-overs kann man gewiss lang und breit diskutieren. Aber sie sind nun einmal da und die Idee, bestimmte Figuren aus der Popkultur gegeneinander antreten zu lassen (selten auch mal: gemeinsam in den Kampf ziehen zu lassen) ist vermutlich so alt, wie etwa das Thema Comics als solches. Ein derzeit sehr populäres Beispiel sorgt noch immer für ordentlich Remmidemmi an den Kinokassen: „Deadpool & Wolverine“. Denn auch wenn es sich hier um das Aufeinandertreffen zweier Figuren des gleichen Verlags, Marvel nämlich, handelt, so ist dies doch ein Cross-over in ganz klassischem Sinne. Aber nicht immer sind es so vermeintlich naheliegende Begegnungen. Manchmal lassen Kreative auch Figuren in den Ring steigen, die zunächst einmal so überhaupt nicht miteinander vereinbar scheinen. So wie aktuell im ungleichen Kampf „Predator vs. Wolverine: Ewige Jagd“. Und damit kommen wir auch schon zum Thema.

Nun beschränkt sich dieser von Benajmin Percy geschriebene Comic nicht einzig darauf, den Mutanten mit dem stählernen Skelett und den übermenschlichen Selbstheilungskräften auf den Yautja treffen zu lassen, damit sich beide ihre Helme verbeulen mögen. Im Kern ist das schon die Handlung, sicherlich, aber dennoch fand der Autor einen interessanten Kniff, um dieser eigentlich – sorry, not so sorry – dämlichen Konstellation ein paar wirklich interessante und unterhaltsame Seiten abzugewinnen.

Logan aka Wolverine ist nämlich nicht nur ziemlich schlagfertig und ziemlich schnell bei der Sache, wenn es um Wundheilung geht, sondern auch schon ziemlich alt. Bereits um das Jahr 1900 herum wilderte er durch die Gegend, ähnlich maulfaul, dafür aber temperamentvoll und vor allem wenig zimperlich, wie man es von ihm als Teil der X-Men gewohnt ist. Und da kommt auch schon der erwähnte Kniff. Percy lässt die Handlung zu verschiedenen Zeiten spielen. Neben der Epoche des Wilden Westens erleben wir das immer wieder aufkeimende Duell auch im Vietnamkrieg und in der Moderne. Aus der erstmaligen Begegnung zu Zeiten der Cowboys entwickelte sich eine innige Feindschaft, die, wie könnte es auch anders sein, auf ein finales Duell hinausläuft. Denn Wolverine lässt sich garantiert nicht die Butter vom Brot nehmen. Und so ein Yautja seinerseits ist nicht gewillt, seine Beute einfach ziehen zu lassen, wenn sie doch in einem spektakulären Kampf auf Leben und Tod gestellt werden kann. Und so zerfetzen sich die beiden Krieger buchstäblich durch die Jahrzehnte bis zur finalen Konfrontation. Frei nach Highlander: es kann nur einen geben …

📸: Auszug aus „Predator vs. Wolverine: Ewige Jagd“. Erscheint beim Panini Verlag.

Machen wir uns nüscht vor, Freunde – einen Blumentopf für die weltbeste Story gewinnt dieses Cross-over nicht. Auch hier müssen wir uns ehrlich machen: Das ist bei den meisten Comics dieser Art der Fall. Ich bezweifle aber auch, dass das stets der Anspruch ist. Ich denke, Percy hatte hier vielmehr die Motivation, eine unterhaltsame Prügelorgie zu schreiben, die aufgrund der gleichzeitig verlaufenden Handlung in unterschiedlichen Epochen sowie dem daraus resultierenden Umstand, Logans frühes Leben etwas beleuchtet, ihren Zweck mehr als erfüllt. Will sagen: „Predator vs. Wolverine“ gewinnt vielleicht keinen Literaturnobelpreis, vielleicht auch keinen Eisner Award – macht aber trotzdem ziemlich viel Laune. Wer nach dem Besuch von „Deadpool & Wolverine“ Böcke hat, dass sich der Mutant mit den ausfahrbaren Klingen weiterhin durch das Weltgeschehen prügelt, bekommt hier eine richtig dicke Packung guter Unterhaltung geliefert. Nicht mehr. Aber eben auch nicht weniger.

Die Zeichnungen sind stimmig, die jeweils beauftragten Talente bringen das actionreiche Geschehen gut zu Papier. Auch die Farben passen gut zum Geschehen. Somit kommt die eisige Kälte Alaskas genauso überzeugend rüber wie die flirrende Hitze des Dschungels. Sicher gab es Szenen in diesem Comic, die mich – vorsichtig ausgedrückt – milde amüsiert wegen des dargebotenen Blödsinns zurückgelassen haben. Aber alles in allem bleibt es bei einer fröhlichen Empfehlung, wenn man diesen Comic als das nimmt, was er ist. Leicht verdauliche Popcorn-Unterhaltung mit viel Rambazamba, bei dem das Aufeinandertreffen beider Protagonisten überraschend gut funktioniert. Kann man mehr verlangen?


Erscheinungsdatum
16. Juli 2024
Verlag
Panini
Autor*in
Benjamin Percy
Zeichner*in
Ken Lashley
Seiten
128
Storys
Predator vs. Wolverine (2023) 1-4
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