Als „Star Wars“-Fan hat man grundsätzlich erst einmal keinen Grund zu klagen, was filmischen Nachschub der Sternenkriegssaga angeht. Bei Disney+ erscheint in schöner Regelmäßigkeit frischer Nachschub, sei dies nun Live-Action-Mopeds oder animierte Kurzfilmchen oder was auch immer. Freilich, über die Qualität ließe sich manches Mal gewiss hervorragend diskutieren und, so wie ich das beobachten kann, stößt auch nicht alles, was der Mäusekonzern so raushaut, auf ungeteilte Gegenliebe. Während sich das Fandom etwa im Hinblick auf „The Mandalorian“ oder „Andor“ weitgehend einig zu sein scheint, ist – mir unverständlicherweise – „The Acolyte“ so viel Gegenwind ins Gesicht geblasen, dass man sich bei Disney genötigt sah, die Show nach nur einer Staffel wieder einzumotten. Ich möchte mich an dieser Stelle gar nicht weiter über toxisches Fan-Verhalten auslassen. Dieses Thema können wir bei Gelegenheit gerne an anderer Stelle aufarbeiten.
Mein Thema hier und heute ist „Obi-Wan Kenobi“, dem auch nicht nur Wellen der Liebe und Glückseligkeit entgegen geschwappt sind. Immerhin: Hier ist eine zweite Staffel wohl noch nicht gänzlich vom Tisch, dem Gossip auf Social Media nach zu urteilen hat Ewan McGregor nach wie vor Bock, sich noch einmal die Jedi-Kutte anzuziehen und sich mit Darth Vader zum Lichtschwertduell zu treffen. Der Start der Serie liegt bereits gut zwei Jahre zurück. Panini brachte in diesen Tagen den zugehörigen Comic an den Start. „Star Wars: Obi-Wan Kenobi“ ist ein prima Mittel, um die Serie noch einmal Püree massieren zu lassen oder, sofern bisher verpasst, nachzulesen, was da eigentlich abging.
Der vorliegende Comic ist im Prinzip nichts anderes, als eine 1:1 Nacherzählung dessen, was in der Serie passierte. In die Geschehnisse geworfen werden wir 10 Jahre, nachdem Palpatine die Order 66 befohlen hatte – jenem großangelegten Massaker, das für die allermeisten Jedi, groß wie klein, den Tod bedeutete. Wir erleben also einen langsam in die Jahre kommenden Obi-Wan Kenobi, der sich auf dem Planeten Tatooine ins Exil zurückgezogen hat. Nicht jedoch, ohne immer mal wieder einen wachsamen Blick auf den jungen Luke Skywalker zu werfen. Schließlich könnte es ja sein, dass er es seinem zum Darth Vader gewordenen Vater Anakin gleich tut und große Fähigkeiten der Macht erlangt. Den letzten überlebenden Jedi auf den Fersen sind die sogenannten Inquisitoren, die auch auf Tatooine Station machen. Viel Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, hat Obi-Wan jedoch nicht. Eine Nachricht seines alten Freundes Bail Organa erreicht ihn. Seine Adoptivtochter Leia, ebenfalls ein Kind Anakins, wurde entführt. Und im Prinzip ist es nur Obi-Wan, der da noch was machen kann. Logisch, sonst trüge der Comic auch einen anderen Namen. Es entwickelt sich eine Hatz quer durch die Galaxis, an dessen Ende, wie könnte es anders sein, ein Duell eines Lehrers mit seinem ehemaligen Schüler steht …
Ich gehöre ja zu dem Teil der „Star Wars“-Fans, die sich über die zugrundeliegende Serie ziemlich gefreut haben und auch jede Menge Spaß damit hatten. Das Haar in der Suppe zu suchen, ist da nicht mein Ding. Ich möchte mich in fremde Galaxien entführen lassen, mich berieseln lassen und am Ende gewinnt bitte schön das Gute. Und da hat „Obi-Wan Kenobi“ eindeutig geliefert. Demzufolge geht auch die Handlung des Comics klar. Wäre auch albern, würde ich hier etwas anderes schreiben, schließlich ist es, wie erwähnt, die direkte Nacherzählung der Serie. Die Autorin Jody Houser hatte vermutlich demnach nicht den allerschwersten Job.
Bisschen anders verhält es sich bei Salvador Larroca, der den Job hatte, die Serie in Panels eines Comicbuches zu packen. Und hier, muss ich zugeben, bin ich ein bisschen zwiegespalten. Einerseits finde ich die Bilder, die Larroca zaubert, sehr schön. Teilweise sehr fotorealistisch, fast schon wie überzeichnete Screenshots aus der Serie. Auf der anderen Seite wirkt das ganze Geschehen so statisch, so bewegungsarm, dass es wirklich schon überraschend ist. Unangenehm überraschend. Nicht nur die sehr starre Panel-Einteilung in ausschließlich Quadrate und Rechtecke trägt zu diesem Eindruck bei. Sondern auch die vollständige Vermeidung von allem, was in gezeichneter Form irgendwie Bewegung oder Action verdeutlichen könnte. Wenn Leia beispielsweise über die Dächer rennt oder vom einem solchen stürzt, dann ist das ähnlich aufregend umgesetzt, wie wenn Obi-Wan durch ein Fernglas in die Wüste glotzt. Und wie ich diese Zeilen niederschreibe, merke ich, dass mir das doch saurer aufstößt, als mir das während des Lesens bereits bewusst gewesen wäre. Schade, aber das gibt eindeutig Abzüge in der B-Note.
Was können wir nun aber schlussendlich als Fazit festhalten? Wer braucht diesen Comic? Zunächst mal möglicherweise jene, die die Serie mangels eines Abos von Disney+ bisher nicht kucken konnten. Fans der Sternenkriegsaga mit einer Affinität für Obi-Wan und Vader, die eine gute, wenn auch nicht überragende Story lesen möchten. Und darüber hinaus damit klarkommen, dass die Bilder zwar schön, aber sehr statisch ausgefallen sind. Ich mag den Comic und bin ganz froh, ihn in meiner Sammlung zu haben. Aber eine Pflichtanschaffung, das ist es wohl nicht.