Neulich habe ich mir wieder mal „Avengers: Endgame“ angeschaut. Verteilt auf drei Abende, weil die 182 Minuten Laufzeit schaffe ich nicht zuletzt aus zeitlichen Gründen selten am Stück. Und wie jedes Mal war ich am Ende ganz ergriffen vom Schicksal von Iron Man bzw. Tony Stark. Es hat sich im Laufe der Zeit, die das Marvel Cinematic Universe nun fester Bestandteil meines Fernsehprogramms ist, herauskristallisiert, dass Iron Man zu meinen Lieblingsfiguren aus dem Hause Marvel gehört. Komisch eigentlich, dass der bisher nicht als Figur der Firma Hot Toys im Maßstab 1:6 bei mir herumsteht. Da muss ich noch mal nachbessern. Aber das ist ein anderes Thema. Mein Anliegen heute ist der Comic „Ich bin Iron Man“ (frei nach dem ikonischen Satz aus dem ersten Film), den Panini Comics gegen Ende des vergangenen Jahres veröffentlicht hat. Und eine Sache fällt schon direkt beim flüchtigen Durchblättern auf: Die Zeichnungen sind richtig, richtig schön. Es würde manches Mal direkt für Wandposter reichen. Aber hat dieser Comic noch mehr zu bieten als schöne Bilder? Hach, das lässt sich leider schon nicht mehr so eindeutig benennen.
Dieser von Murewa Ayodele geschriebene und Dotun Akande optisch umgesetzte Comic ist gar nicht so sehr wie ein typischer Superhelden-Comic, in welchem sich Iron Man mit einer konkreten Gefahr konfrontiert sieht, die es zu beseitigen gilt. Und die für gewöhnlich auch mit viel Rambazamba aus den Panels geprügelt wird. Stattdessen hat „Ich bin Iron Man“ etwas von einer Anthologie. Das Kreativ-Duo wirft einen Blick auf verschiedene Phasen in der Geschichte Iron Mans, greift ein paar Schlüsselerlebnisse heraus und interpretiert sie auf eigene Weise. Dabei kommen ein paar wirklich schöne und ergreifende Szenen heraus, wie etwa ein intimer und sehr herzlicher Blick auf die Beziehung von Tony Stark zu seiner Mutter, deren Tod er nie so richtig überwunden hat. Das ist sehr feinfühlig geschrieben und in tollen Bildern umgesetzt. Oder Tonys Ausflug auf den Grund des Meeres, wo er sich, auf der Suche nach einem radioaktiven Teil eines abgestürzten Asteroiden, mit mutierten Sardinen konfrontiert sieht. Kommunikation erfolgt hier über Gedanken. Das sieht richtig toll aus und gehört zu den großen Momenten dieses Comics, die viele Punkte auf dem Haben-Konto einzahlen.
Dem gegenüber steht der nicht zu leugnende Umstand, dass dieses ganze Konstrukt ein wenig wirr ist. Schnell verliert man hier den Faden und bleibt mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf zurück. So manches Mal schwoll mir die Frage im Gebeiß: Was will mir das Duo Ayodele und Akande eigentlich erzählen? Sehr lückenhaft, sehr sprunghaft wird hier zwischen einzelnen Epochen, von der Vergangenheit bis zur Zukunft, hin und her gewechselt und am Ende steht irgendein Gemache mit Klon-Tonys, die er sich selbst erschaffen hat, um im nicht unwahrscheinlichen Falle eines Ablebens im Kampf mit Superschurken, Halbgöttern und ähnlichem Gesocks (looking at you, Thanos!) via Gedanken-, Gefühls- und Persönlichkeits-Backup weitermachen zu können. Und der Devise aus „Highlander“ folgend kann es nur einen geben. Wenn also ein Tony feststellt, dass irgendwo anders ein weiterer Tony unterwegs ist, dann müssen diese beiden – um nicht zur Gefahr für die Allgemeinheit zu werden, is klar, ne – so lange aufeinander einprügeln, bis einer von beiden final die Lichter ausknipst. Puh. Na ja. Kann man machen, muss man aber nicht. Aber sollte das, aus welchen Gründen auch immer, Canon sein oder werden – hey, Entscheidungsträger da bei Disney: Das Schicksal von Iron Man in „Endgame“ muss offensichtlich nicht in Stein gemeißelt sein, hört ihr?
Zurück zum Thema. Ich bin ein bisschen zwiegespalten, was diesen Comic angeht. Wie gesagt: Die berührenden Momente und die teilweise wirklich wunderschönen Zeichnungen stehen einer teilweise sehr konfusen Erzählung gegenüber. Wer das alles ein bisschen stringenter, strukturierter und nachvollziehbarer haben möchte, greift lieber zu „Der unbesiegbare Iron Man: Das Leben des Tony Stark“, auch noch relativ frisch bei Panini erschienen. Weil ein Comic, quasi als Medium, das ganz wesentlich von Bildern lebt, manchmal auch einfach schön sein darf, bleibt es letztlich bei einer Empfehlung, wenn auch mit einem „ja, aber“ in der Fußnote.