Irgendwann heute Nachmittag habe ich die Bestellung fertig gemacht für die Rezensionsexemplare von Panini Comics für das kommende Quartal. Abgesehen davon, dass es eine neue Rekordbestellung ist – zum Glück habe ich ja kein Leben außerhalb dieser Buchstaben – kann ich auch schon mal anteasern, dass da jede Menge cooles Zeug im Anflug ist!
Aus Gründen der anstehenden Kinostarts von „Deadpool & Wolverine“ sowie „Joker 2: Folie À Deux“ werden ein paar der sehr zentralen Themen der kommenden Wochen Harley Quinn und der Joker sein. Und Wolverine. Und natürlich Deadpool. Und mit diesem möchte ich mich jetzt beschäftigen.
Vielleicht gehört Ihr zu denen, die sagen: na ja, Comics und Marvel, das ist alles nicht so meins, aber Deadpool ist schon irgendwie cool. Oder Ihr seid schon eine Weile mit dem Comiczug auf großer Fahrt durch die bunten Panels, aber was den Antihelden mit dem großen Maul angeht, da habt Ihr ein paar Stationen verpasst. Oder Ihr seid comichistorisch interessiert und habt Bock auf eine richtig fette Anthologie rund um populären Marvel-Charakter, die ein paar ganz elementare Storys versammelt.
Was auch immer der Grund für Euch sein mag: Panini Comics legt angesichts des nahenden Kinostarts von „Deadpool & Wolverine“ den fast 350 Seiten starken Wälzer „Deadpool – Greatest Hits: Die Deadpool-Anthologie“ in nahezu unveränderter Form neu auf. Und Anthologien, ey – das nehmen die bei Panini wirklich sehr ernst!
Die letzte Anthologie, die ich hier auf dem Schreibtisch hatte, war „Punisher: Bestrafer und Vollstrecker – Die Punisher Anthologie“, auch so ein Monster von einem Comicbuch. Und genau wie jene rund um den tödlichen Bestrafer enthält auch diese Zusammenstellung ein paar wesentliche Meilensteine aus der Geschichte Deadpools. Ergänzt durch (comic-)historische Einordnungen, Anmerkungen zu den Hintergründen, Charakterbiografien, Cover-Galerien und ähnliche Dinge. Ein richtig dickes Pfund, das Panini hier wieder auf die Waage geschmissen hat.
Deadpool ist, im Gegensatz zu vielen anderen Figuren aus dem Haus der Ideen, noch eine ziemlich junge Figur. Erst 1991 wurde Deadpool von Rob Liefeld, der kurz danach mit sechs weiteren Kreativen (u. a. Todd McFarlane („Spawn“)) Image Comics gründen sollte, als Antagonist für die Serie „New Mutants“ geschaffen.
Seine Karriere began also als eher belangloser Bösewicht, wie es sie schon oft in Marvels Geschichte gab, wenn auch mit coolem Outfit und, abgesehen von unfassbaren Selbstheilungskräften, keine wirklichen Superkräfte. Erst 1997 erschufen Joe Kelly und Ed McGuinness eine Serie – und die Wandlung zum quasi unsterblichen Großmaul, das primär den bösen Buben auf den Saque geht, konnte beginnen.
In dieser Anthologie finden wir daher den allerersten Auftritt von Deadpool, damals noch von Liefeld umgesetzt. Und, na ja, na ja, Liefeld war und ist wirklich nicht der talentierteste Zeichner unter der Sonne. Proportionen, Anatomie, … alles Dinge, mit den sich uns Rob nie sonderlich lange aufgehalten hat.
Richtig cool ist aber beispielsweise die Story „Mit großer Kraft kommt großer Zufall“, geschrieben von Joe Kelly und gezeichnet von Pete Woods. Hier verschlägt es Wade Wilson, wie Deadpools bürgerlicher Name ist, in das Goldene Zeitalter der Marvel Comics. Eine Zeit, in der Stan Lee und Jack Kirby noch federführend waren. Übernahme des Zeichenstils von damals inklusive.
Selbstredend bekommt es Deadpool in einer anderen Geschichte auch mit Säbelzahntigern und Dinosauriern zu tun. Warum zur Hölle eigentlich immer Dinosaurier? Gerade erst ist das Thema im vierten Band von „Gunslinger Spawn“ vom Toddster auch in aller Ausführlichkeit zelebriert worden. Und natürlich treffen hier in einer anderen Story auch Deadpool und Wolverine aufeinander, die sich damals schon nicht sonderlich riechen konnten. Das mag vielleicht damit zusammenhängen, dass sowohl Deadpool als auch Wolverine und Captain America allesamt Geschöpfe sind, die aus einem Mittelchen zur Schaffung von Supersoldaten hervorgegangen sind. Wolverine ist, glaue ich, per se das Misstrauen auf zwei Beinen. Gegen Cap kann man schlecht was sagen, aber gegen Deadpool? Höm.
Lange Rede, kurzer Sinn: Auf der Rückseite des Buches prangt in großen Lettern der Schriftzug „Das volle Programm“ und besser kann man diese Anthologie nicht umschreiben. Mehr Deadpool geht einfach nicht. Wie üblich hat Panini ein supergutes Händchen bei der Auswahl der Geschichten bewiesen (manche davon werden bzw. waren Teil der „Marvel Must-Have”-Reihe und erleb(t)en dort einen zweiten Frühling) und der Zusammenstellung durch die vielen Hintergrundinformationen auch ganz viel Mühe angedeihen lassen.
Einen besseren Einstieg bzw. Überblick kann man sich in puncto Deadpool einfach nicht verschaffen.
Zudem erscheint dieser massive Wälzer zum fairen Preis von 35 Euro. Es gibt also wirklich viel Leistung für den Preis. Man muss halt nur auf dem Schirm haben, dass die hier versammelten Geschichten oft nur der Einstieg in einen Handlungsbogen sind, der sich mehr über die hier abgedruckten Hefte erstreckt. Man wird also in weitere Comics rund um das Großmaul Wade Wilson investieren müssen, wenn man das ganze Puzzle zusammensetzen möchte. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit möchte man das.