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Düster, grimmig, blutig: „Batman – Killing Time“ erzählt eine der besten Batman-Geschichten seit Jahren!

The Batman“, das jüngste Leinwandabenteuer mit Robert Pattinson in der Rolle des maskierten Rächers, fand ich ziemlich gelungen. Der grimmige, düstere Ton des Films, der Umstand, dass der dunkle Detektiv hier mehr als jemals zuvor auf der Leinwand genau das war: ein Detektiv und auch, dass die Fledermaus erst das zweite Jahr durch Gotham flattert – als Gesamtpaket war der Film reichlich gut. Wer, wie ich, ähnlich begeistert war von dem Streifen und nun auch händeringend auf die angekündigte Fortsetzung wartet, kann sich die Zeit dank Panini mit dem kürzlich erschienen Comic „Batman – Killing Time“ verkürzen. Eine der besten Batman-Geschichten des Jahres, wenn nicht sogar überhaupt!

Batman – Killing Time“ ist in seinem düsteren, grimmigen, zynischen und, ja, auch sehr blutigen Ton dem erwähnten, letzten Film nicht unähnlich. Batman ist auch hier erst das zweite Jahr im Einsatz. Von dem nahezu unbesiegbaren Dunklen Ritter ist er noch ein Stück entfernt, gleichwohl hat er sich in Gothams Unterwelt schon einen Namen gemacht und bereits so manch finstere Gestalten nach Arkham verfrachtet. Die Ausgangslage der Handlung ist schnell erzählt: Killer Croc, der Riddler, Catwoman und der Pinguin haben sich zusammengetan, um aus Gothams First National Bank ein Artefakt aus dem Schließfach der Familie Wayne zu stehlen. Da man Verbrechern nicht trauen kann – und sie es untereinander auch nicht tun (sollten) – verraten die Katzenfrau und der Rätselmann den Pinguin; Killer Croc war ohnehin nur ablenkendes Beiwerk und somit quasi der Trottel, der sich vor den Karren hat spannen lassen, den augenscheinlich der Riddler ins Rollen gebracht hat. Kurz nach dem Einbruch in die Bank entspinnt sich eine rasante Hetzjagd, die eine Spur der Verwüstung und jede Menge Leichen hinterlässt. Denn das, was im Schließfach der Waynes eingelagert war, ist mit Geld eigentlich nicht zu bezahlen …

Auszug aus „Batman – Killing Time“. Erscheint beim Panini Verlag. | 📸: RPanini Comics

Um es kurz zu machen: Ich bin begeistert! Lange habe ich keinen so guten, so spannenden, so rasanten und so fesselnden Thriller im Comic-Format gelesen! Geschrieben wurde „Batman – Killing Time“ von Tom King („Rorschach“), gezeichnet von David Marquez („Miles Morales: Ultimate Spider-Man“) und zusammen liefern sie ein Produkt ab, bei dem ich gar nicht so richtig weiß, wo ich anfangen soll, vor Begeisterung in die Hände zu klatschen! Ganz wesentlichen Anteil hat natürlich die raffinierte und immer wieder in Zeitebenen springende Handlung, bei der erst ganz zum Schluss klar wird, welch genialen Kniff Autor Tom King damit eigentlich eingebaut hat. Und die geschickte Einbindung des in der griechischen Mythologie verwurzelten Dramas „Die Bakchen“ des klassischen griechischen Dichters Euripides (* 480 v. Chr.; † 406 v. Chr.) ist das Tüpfelchen auf dem i. In der Geschichte geht es um Dionysos, den Sohn des Zeus und der Semele, der Gott des Weines und des Rausches, der als ziemlich rachsüchtige und grausame Gestalt in Erscheinung tritt. Und Rausch ist überhaupt das Thema hier, scheinen sich die Protagonisten dieses Comics auf der Jagd nach dem, was Catwoman und der Riddler aus dem Schließfach gestohlen haben, doch förmlich in einen Blutrausch hineinzusteigern.

Auf der anderen Seite sind es aber auch die fantastischen Zeichnungen, die vom Look & Feel her sehr an den letzten Batman-Film angelehnt sind. Nicht nur, dass David Marquez ein Auge für Details hat und Szenen in die Panels zeichnet, die kein Regisseur der Welt ähnlich hätte einfangen können – da zeigt sich wieder einmal, dass das Medium Comic definitiv sehr filmisch sein kann! – sondern so hat etwa seine Version von Selina Kyle ähnlich markante Wangenknochen wie Zoë Kravitz, die in „The Batman“ die Rolle des Katzenweibs übernommen hatte. Und als Sahnehäubchen obendrauf die großartige Farbgebung, die einerseits sehr düster, andererseits in den richtigen Momenten aber sehr knallig, sehr lebhaft und sehr bunt ausgefallen ist. Wenn irgendwo irgendwas explodiert, dann ist es auch ein wahres Inferno, das, fände es auf der Leinwand statt, Zuschauer*innen förmlich in die Kinositze pressen würde. Also auch auf dieser Ebene alles tipptopp! Gerne hätte ich meinen Blick viel länger auf den wunderschönen Bildern verweilen lassen, allerdings war die Story so spannend, dass ich immerzu schnell weiterblättern musste. Ein Luxus-Stress, ich sag’s Euch!

Tatsächlich müsste ich schon sehr mit der Lupe das Haar in der Suppe suchen, wenn ich an „Batman – Killing Time“ irgendwas benörgeln wollen würde. Manche Figur, die auftaucht, hat schon so ein bisschen was von Namedropping und für die Handlung keine Relevanz. Zudem hätte das Ding vermutlich auch wunderbar, vielleicht sogar noch ein kleines bisschen besser funktioniert, wenn man sich anstelle des Killer Crocs für ein anderes Bauernopfer entschieden hätte. Dieser Mutant will nicht so richtig zum Rest des ansonsten zwar leicht überzeichneten, aber dennoch realistisch gehaltenen Ensembles passen. Es ist beinahe so, als wollte Tom King damit daran erinnern, dass dieser Comic – allem Realismus zum Trotz – dennoch im Superhelden-Genre angesiedelt ist und daher solche Figuren mit dazugehören. Umgekehrt hat er mit dem Helfer einen super interessanten Antagonisten ins Spiel gebracht, der diesen Comic zusätzlich dramatisch aufwertet.

Batman – Killing Time“ steht für sich allein und kann losgelöst von irgendwelchen Continuity-Dingen konsumiert und genossen werden. Spannend, rasant, düster, grimmig, blutig – und auf allerhöchstem Niveau fesselnd! Viel mehr kann man von einem Batman-Comic eigentlich nicht erwarten, oder? Wer sich für „The Batman“ begeistern konnte, kann diesen Band eigentlich nicht im Buchhandel stehen lassen. Beide Daumen hoch und absolute Leseempfehlung an dieser Stelle.


Erscheinungsdatum
10. Oktober 2023
Verlag
Panini
Autor*in
Tom King
Zeichner*in
David Marquez
Seiten
196
Storys
Batman: Killing Time 1–6
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