Es gibt immer wieder Comics, auch und gerade im Bereich der Superheld*innen, da hat man schon beim Betrachten des Covers das Gefühl, hier etwas Außergewöhnliches geboten zu bekommen. In der jüngeren Vergangenheit waren es Geschichten aus der Welt von Gothams Beschützer, Batman, die nachhaltigen Eindruck hinterließen und die mir noch immer im Kopfe herumspuken. Ich denke an „Stumme Schreie“ zum Beispiel. Oder an „Joker/Harley: Psychogramm des Grauens“. Mein nachfolgendes Thema ist wieder ein Batman-Comic. Und obwohl „Batman – Jenseits der Schatten“ inhaltlich nicht auch so ganz schwere Geschütze auffährt wie die zuvor genannten, so ist auch dieser Band von besonderer Güte. Warum das so ist, möchte ich nachfolgend mal versuchen, aufzudröseln.
Drei in sich geschlossene, erstmals bereits Ende der 1990er- bzw. frühen 2000er-Jahre erschienene Geschichten beinhaltet „Jenseits der Schatten“, die aus der Feder von Ann Nocenti bzw. Chuck Dixon stammen. Auch wenn sie inhaltlich nicht viel miteinander gemeinsam haben, so eint sie doch eine Sache: visuell umgesetzt wurden sie auf ganz großartige, ganz stimmungsvolle Weise von John Van Fleet. Doch hinter den aufregenden Bildern, manchmal einem Gemälde gleich, brauchen sich die Geschichten nicht zu verstecken.
Einmal geht es um Ra‘s al Ghul und seiner Jagd nach dem Heiligen Gral. Der Legende nach soll dieser ewiges Leben verleihen. Die Frage ist also: Was will jemand, der ohnehin schon nicht sterben kann, mit dieser Reliquie? Ein anderes Mal bekommt es unser maskierter Rächer mit einer Frau zu tun, die offenbar schon seit den Tagen der alten Pharaonen lebt – und sich inzwischen nichts sehnlicher wünscht, als endlich die Ruhe der Toten zu finden, die ihr bisher verwehrt blieb. Kollateralschaden dafür in Kauf nehmend. In der dritten Geschichte spielt Poison Ivy die Hauptrolle, die Industriemogule mittels ihrer pflanzlichen Gifte umbringt, um den Bau eines Hochhauses und damit die für ihre Pflanzen problematischen Schatten zu verhindern. Auch Batman kommt in Kontakt mit diesem Gift. Es bleibt ihm also nur ein Kuss, der eigentlich immer tödlich endet …
Bemerkenswert an den gut erzählten Geschichten ist vor allem, dass es den Autor*innen gelungen ist, genau das richtige Maß zu finden. Weder sind sie zu lang, noch irgendwie zu knapp ausgefallen. Die Handlung steuert jeweils ziemlich geradlinig auf ihren Höhepunkt zu, bietet aber gleichzeitig genügend Raum, die stets nachvollziehbare Motivation der (vermeintlichen) Bösewichte darzulegen. Am meisten überzeugt hat mich hierbei „Das Ankh“, die mich aufgrund ihrer Verwurzelung in der ägyptischen Mythologie und Geschichte ein bisschen an ein Abenteuer von Moon Knight erinnerte. Vermutlich hätte die Geschichte genauso gut funktioniert, wenn anstelle von Batman besagter Mondritter aus dem Hause Marvel durch Panels gezogen wäre. Die vermeintliche Bösewichtin, die sich nach Jahrtausenden des Lebens nichts weiter wünscht, endlich einschlafen zu können – das brachte sogar beim ansonsten oft so distanziert wirkenden Bats eine sehr menschliche Seite zum Vorschein.
Die Bilder sind allerdings in jedem Fall über jeden Zweifel erhaben. Vielleicht erinnert Ihr Euch noch an das erste „Max Payne“-Videospiel. Die Zwischensequenzen dort sind auch mit übermalten Fotos erzählt worden und hatten dadurch etwas Comic-haftes. Daran musste ich beim Genuss dieses Comics immer wieder denken. Das sieht alles ganz toll aus und bringt genau die zur jeweiligen Story passende Stimmung mit. Wenn ich daran etwas kritisieren müsste – was ich eigentlich gar nicht möchte! – dann vielleicht: Die Verwendung von schwarzem Papier anstelle von weißem hätte vielleicht von Anfang an erfolgen können. Da schwarz für John Van Fleet ohnehin die primäre Farbe der Wahl ist, wären die oft in Gelb und Ocker gehaltenen restlichen Farben noch wirkungsvoller. So entsteht durch die weißen, relativ dicken Rahmen um die Panels ein Kontrast, der nicht zwingend hätte sein müssen. Daran könnte man sich stören, muss man aber nicht und ich belasse es auch bei dieser Anmerkung. Alles in allem ein toller Band mit drei wunderbaren Geschichten und einer famosen Optik, der in jede gut sortierte Batman-Sammlung gehört. Am Ende des Tages ist dies nämlich einer dieser Comics, bei denen man froh ist, dass man sie lesen durfte.