📸: Panini Comics

Mutanten-Action und Teenie-Drama: „Ms. Marvel – Mein Leben als Mutantin“ aus der Feder von Ms. Marvel-Darstellerin Iman Vellani

So einige Comics, die ich hier in den vergangenen Wochen und Monaten vorstellen durfte, hatten, aller unterschiedlicher Themen und Figuren zum Trotz, eines gemeinsam: Sie waren oft so schwer. So dramatisch. Sie ließen eben jene Leichtigkeit vermissen, weswegen man Comics mit Superheld*innen liest oder sich Filme aus dem MCU anschaut. Auch alles ganz dramatisch dort, aber am Ende gewinnen das Gute. Gerade bei DC waren mit „Joker/Harley: Psychogramm des Grauens“ oder „Batman: Stumme Schreie“ zwei echte Brocken in Sachen starker Tobak Thema hier. Heute aber geht es mir um ein Kontrastprogramm. Einen vergnüglichen Comicsnack für zwischendurch, mit einer grundsympathischen Heldin und guter Laune nach Ende der Lektüre. Vorhang auf für Kamala Khan in „Ms. Marvel – Mein Leben als Mutantin“!

Kamala Khan, die aktuelle Trägerin des geschichtsträchtigen Namens Marvel, ist irgendwann im Kampf für die gute Sache ums Leben gekommen, wurde danach durch ein wundersames Ritual wiedererweckt und versucht nun, ein ganz normales Leben als Teenagerin zu führen. Nun ja, so normal wie das eben möglich ist, wenn man in sich quasi alles vereint, was das Haus der Ideen für seine Held*innen so erdacht hat. Einerseits ist Kamala eine Inhuman, andererseits, und das wird ihr im vorliegenden Band erst so richtig bewusst, auch eine Mutantin und damit per Definition eine X-Men. Und mit den Avengers verbandelt war bzw. ist sie auch noch. Ganz schön viel Druck, der da auf den Schultern der jungen Frau lastet. Und dann soll sie auch noch als Studentin ihren Lehrplan meistern. Puh!

Weil das aber noch nicht reicht, infiltriert Kamala eine Hochschule, auf der man Mutanten bestenfalls sehr argwöhnisch gegenübersteht. An der aber, wenig überraschend, mehr dran ist, als es zunächst den Anschein hat. Und logischerweise dauert es auch nicht lange, bis Kamalas mächtige Fähigkeiten gefragt sind, um eine Katastrophe zu verhindern, die vielen Studierenden das Leben kosten könnte. Sie muss nicht nur Leben retten, sie muss auch noch gegen Vorteile und Rassismus gegenüber Mutanten ankämpfen. Und das als Tochter pakistanischer Einwanderer in den USA von heute. Dass ganz schön viel Druck auf Kamala lastet, erwähnte ich schon, oder?

📸: Auszug aus “Ms. Marvel – Mein Leben als Mutatin”. Erscheint beim Panini Verlag.

Für die Story verantwortlich war Iman Vellani, die Darstellerin der Ms. Marvel in Marvels Cinematic Universe. Und man kann es kaum anders sagen, aber: Vellani hat den charmanten, geekigen Charakter ihrer Figur, die aufgrund ihrer Herkunft und ihres Fähigkeitenmixes quasi permanent zwischen den Stühlen sitzt, hervorragend verstanden. Die Geschichte selbst, die sich um eine Elite-Schule eines fragwürdigen Förderers dreht und hinter der sich mehr verbirgt, als es nach außen hin den Anschein hat, ist nicht sonderlich berauschend. Es kommt zur obligatorischen Klassenkeile, soweit alles zu erwarten. Spannend sind eher die Zwischentöne, die das Autor*innengespann Sabir Pirzada und Iman Vellani der Geschichte hat angedeihen lassen. Wenn Kamala mit ihrem Kommilitonen und besten Freund Bruno lieber die ganze Nacht hindurch Videospiele zockt, nur damit sie nicht schlafen muss und somit keine Albträume bekommt, macht sie das zutiefst menschlich und als Figur sehr greifbar und nachvollziehbar.

Darüber hinaus sind auch die Bilder, die Adam Gorham, Carlos Gomez und weitere auf das Papier bringen, sehr hübsch anzusehen. Der leicht cartoonhafte Style, der mich sehr entfernt an Disney-Filme der 90er-Jahre erinnert, das sehr dynamisch eingefangene Geschehen in den Action-Passagen, die lebhafte Farbgebung … – all das macht einen ausgezeichneten Eindruck. Und trägt vor allem auch ganz wesentlich zur vergnüglichen Kurzweil dieses Comics bei. Ein absolutes Must-Read ist „Ms. Marvel – Mein Leben als Mutatin“ freilich nicht. Wem aber der Sinn nach einem Comic steht, den man gut unterhalten und, aufgrund der sympathischen Figuren darin, gut gelaunt beendet, macht mit der Anschaffung dieses Mixes aus Teenage-Drama und Mutanten-Action definitiv nichts falsch.


Erscheinungsdatum
27. August 2024
Verlag
Panini
Autor*in
Sabir Pirzada, Iman Vellani
Zeichner*in
Adam Gorham, Carlos Gomez
Seiten
104
Storys
Ms. Marvel: The New Mutant (2023) 1–4
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