Ja, schade. Das könnte eigentlich schon ausreichen, um zum großen Finale von „Der Joker – Der Mann, der nicht mehr lacht“ alles gesagt zu haben. Dabei hatte ich noch nach dem Durchlesen des wirklich famosen ersten Bandes die Spekulation in den Raum gestellt, dass man dereinst über diese Storyline von Matthew Rosenberg fachsimpeln wird wie etwa über „The Killing Joke“ von Alan Moore. Vielleicht wird man das tatsächlich. Aber nicht etwa, weil die Geschichte nach ihrem nun vorliegenden Abschluss in ähnliche Sphären gelangt wäre. Sondern allenfalls als tragisches Beispiel von „stark angefangen und sehr nachgelassen“. Nachfolgend möchte ich ein bisschen auf dem dritten Band von „Der Mann, der nicht mehr lacht“, von Panini mit dem dramatischen Untertitel „Die Schlacht der Joker“ versehen, herumdenken.
Das letzte Mal, als wir uns mit den beiden Jokers auseinandersetzen durften, war einer gerade in Los Angeles unterwegs, um dort zum Verbrecherkönig aufzusteigen. Das gelang ihm nicht, also beschloss dieser Typ, wieder zurück nach good old Gotham City abzuzittern. Nicht jedoch, ohne auf dem Heimweg ein heilloses Durcheinander, bestehend aus Verwüstung und Tod, zu hinterlassen. Der andere Joker lag zuletzt irgendwo in einer Kloake und musste zusammengeflickt werden. Zwischendurch traten noch Vigilanten wie Red Hood auf den Plan, die ihrerseits auch das ein oder andere Hühnchen mit dem Joker zu rupfen hatten. Oder dem anderen, so genau weiß man das nicht. Denn genauso wenig, wie die handelnden Figuren noch wissen, wer der echte und wer der Fake-Joker ist, genauso wenig weiß man das als diesen Comic lesende Person irgendwann auch nicht mehr. Wenn man es denn je wusste. Denn der anfänglich als großartig wahrgenommene Clou von Autor Matthew Rosenberg, sein Publikum diesbezüglich im Dunklen zu lassen, erweist sich mit fortlaufender Handlung als immer konfuser und ermüdender.
Und so arbeiten die beiden Joker auf ein großes Finale zu, an dessen Ende wieder einmal nicht weniger als die völlige Vernichtung von Gotham City steht. Kann kaum anders sein, ist klar. Hier ist es das Nervengas des Jokers (oder ist es vom anderen Joker?!), das mittels nicht zu bremsender Eisenbahn in Richtung Gotham City Hauptbahnhof donnert. Alternativ könnte auch ein Zeppelin des Jokers (oder ist das wenigstens vom anderen Joker??) auf die Stadt abstürzen. Logisch, dass dieses Luftschiff bis hinten gegen vollgeräumt ist mit Sprengstoff. Dazwischen diese*r oder jene*r Superheld*in, die diese ganze Tragödie verhindern möchte. Was, wenig überraschend und damit spoilerfrei genannt werden kann, auch gelingt. Es bleibt aber immer noch die Frage: Wer ist der echte Joker? Und was wird aus dem anderen?
Auch wenn Rosenberg ein paar Kreise schließt, die im ersten Band geöffnet wurden (so ist der Joker einmal mehr im Kinderkrankenhaus unterwegs) – das ganze Ding hatte eigentlich schon im zweiten Band seinen Zenit überschritten. Da hatte ich noch gehofft, es sei nur der übliche zweite Band einer Trilogie, der als Art Lückenfüller zwischen furiosem Auftakt und dem Grande Finale herhalten muss. Leider überträgt sich die Enttäuschung auch auf den dritten Band. Das ganze Geschehen ist sehr wirr, wenn auch rasant, und sehr unübersichtlich. Und eigentlich ist mir als Leser irgendwann auch ziemlich egal gewesen, wer der echte Joker ist und was der ganze Zirkus sollte. Es sollte nur zu einem Ende kommen und das vielleicht noch irgendwie schlüssig und, im besten Fall, wenigstens halbwegs zufriedenstellend.
Nun, zu einem Ende ist dieser Handlungsbogen um die beiden rivalisierenden Joker gekommen. Aber befriedigend war das nicht. Die Ausgangslage hatte so viel Potenzial, aber so im Nachgang und mit allen Teilen der Handlung nun komplett vorliegend: übermäßig viel genutzt wurde da nichts. Die Superheld*innen, die sich den Jokers in den Weg stellen, sind bestenfalls überflüssig und die Geschichte hätte nicht besser oder schlechter funktioniert, wenn sie nicht Teil davon gewesen wären. Dass dem Kreativteam nix weiter eingefallen ist, als Joker (also einen der beiden) kurz mal nach L.A. zu verfrachten, nur um dann wieder einen Rückzieher zu machen … Nee. Ich bin nicht überzeugt. Genauso wenig wie von der Auflösung, wer wer ist und warum und wieso. Gerne werde ich mich an den ersten Band dieser Joker-Saga erinnern und diesen für sich allein stehen lassen. Die anderen beiden Bände werde ich wohl aber kaum noch ein zweites Mal lesen. Wie man es übrigens richtig macht und eine famose Joker-Story erzählt, das zeigte in diesen Tagen (noch einmal) der Sammelband von „Harley/Joker: Psychogramm des Grauens“.