Kiffen mag legal sein inzwischen, ist dennoch nicht meine Baustelle. Ich wüsste auch nach wie vor nicht, wie ich an Gras herankommen sollte, aus dem Automaten ziehen oder schnell eine Bigbox an der Tanke mitnehmen, so Kippen früher, geht wohl kaum? Ich habe keine Ahnung, tangiert mich auch nicht weiter.
Aber es gibt so Comics, da frage ich mich, auf welchem Trip das zuständige Kreativteam unterwegs war – und ob mir so eine Wundertüte nicht auch beim besseren Verständnis dessen, was da in den Panels passiert, vielleicht behilflich sein könnte. Im Rahmen der „Dawn of DC“ genannten Initiative des Comicverlags mit der detektivischen Fledermaus im Portfolio, hat auch der Flash, der schnellste Mann der Welt, eine neue Serie bekommen. Ein wirklich irrer Trip durch Zeit und Raum, wie er nur in Comics möglich ist!
Auch wenn es diverse Inkarnationen vom Flash gibt – Main Character in diesem Bums ist Wally West. Ehemann, Vater, Superheld und in dieser Story amtlicher Nachfolger von Barry Allen. Der wiederum verbringt seine Tage gerade meist damit, auf einer Parkbank im Stadtpark zu hocken. Und Wally hat ein Problem. Logisch, sonst wäre es auch keine neue Serie geworden: Wie so viele Menschen nutzt er Dinge, von denen er eigentlich nicht so richtig weiß, was sie sind und wie sie funktionieren.
In diesem Fall ganz konkret: Die Speed Force. Was den Jedi-Rittern in „Star Wars“ die Macht ist, scheint den Flash-Derivaten ebenjene Speed Force zu sein. Ganz schnell treten ein paar außerirdische, gottgleiche Wesen auf den Tagesplan, die Wally mehr oder weniger am Nasenring durch die Manege ziehen. Und natürlich bahnt sich eine Katastrophe unfassbaren Ausmaßes an, Stillstand der Zeit ist da vermutlich noch das geringste Übel …
Ich bin selten um geschriebene Worte verlegen, aber was Simon Spurrier („Sandman: The Dreaming“) kredenzt, ist wirklich nur schwer zu umschreiben. Super abgefahrenes Zeug, was er hier auftischt. Und wüsste man es nicht besser, etwa weil immerzu ein kostümierter Superheld durch eines der Panels latscht, man könnte es auch für einen irren Trip ins Reich der Träume von Neil Gaimans Sandman halten. Spurriers Arbeiten an diesem Fantasy-Epos haben offenbar Auswirkungen auf eine vermeintlich klassische Superheldengeschichte gehabt, die alles ist – nur nicht klassisch.
Das wäre alles noch nicht so aufregend, wenn die Zeichnungen von Mike Deodato Jr. da nicht dem ganzen die Kröne aufsetzen würden. Alleine die Aufteilung der Panels, viele kleinteilige Bilder in einem großen Ganzen. Mächtig! Und die Verwendung von (vermutlich digitaler) Rasterfolie, wie sie beispielsweise von Mangaka verwendet werden, verschaffen den Bildern zusätzlich enorme Tiefe und Dynamik. Der Vergleich zu Mangas drängt sich somit manchmal förmlich auf. Was auch in Ordnung ist, schließlich wird Dynamik, Bewegung und Tempo kaum irgendwo sonst noch so gut umgesetzt als in der Comickunst aus Fernost.
Oder, nein, vielleicht sind es nicht nur Assoziationen an Mangas, die mir durch den Kopf gehen. Auch kommt mir Pop-Art in den Sinn, auch dort wird mit derartigen Rastern gearbeitet. Und Pop-Art als Umschreibung in einem Wort für das hier Gebotene, das erscheint mir mehr als adäquat.
Von allen Titeln, die bisher unter dem „Dawn of DC”-Banner, ist „Flash: Grausiges Speed-Force-Zeug“ bisher der in allen Belangen aufregendste Titel. Was hier aufgefahren wurde, ist so vermutlich wirklich nur im Comic möglich. Ich mein, hey – Wally West, kurz in irgendeiner Art Traumwelt, der seine Gedanken, also die Sprechblasen, an einen Baum bindet, damit sie nicht abhandenkommen. Auf die Idee muss man erst einmal kommen. Dazu das Spiel mit der Typografie. Überhaupt ist dieser Comic sehr text- und damit dialoglastig. Trotz der vielen, bestaunenswerten Bilder gibt es auch überraschend viel zu lesen.
Bleibt also unterm Strich festzuhalten: bärenstarker Auftakt für die neue Flash-Serie mit vielen Ideen, die irgendwo zwischen grotesk und großartig rangieren. Es passiert wahnsinnig viel und ich würde verstehen, wenn man diesen ersten Aufschlag als zu konfus, zu verwirrend, zu überladen empfindet. Damit komme ich direkt nochmal auf die Einleitung zu sprechen, vielleicht würde eine Tüte beim Verständnis helfen. Bei der Entstehung ist, so kann ich mir es gut vorstellen, kreiste bestimmt die ein oder andere Portion Bubatz.