📸: Panini Comics

Geschrieben von Black Eyed Peas-Rapper Taboo: „Daredevil & Echo – Der Teufel steckt im Detail“ ist ein buchstäblich höllisches Vergnügen

Zusammen sind sie schon ein ziemlich interessantes Gespann: Der eine blind, die andere taub. Die Rede ist vom blinden Anwalt Matt Murdock, der als Daredevil vornehmlich im New Yorker Stadteil Hell’s Kitchen für Recht und Ordnung sorgt. Sowie von der tauben Maya Lopez alias Echo, einer indigenen Gesetzlose vom Stamme der Cheyenne. Beide eint mehr als die Tatsache, Menschen mit einer Behinderung zu sein.

Im Verlaufe ihrer Geschichte wurde aus den beiden sogar ein Paar. Das hielt nicht so fürchterlich lange – wie das eben so ist bei Beziehungen in der heutigen Welt – dennoch sind Matt und Maya nach wie vor eng verbunden. Und haben immer wieder mit besonderen Ereignissen zu tun. Wie jenem, von dem uns der Einzelband „Daredevil & Echo – Der Teufel steckt im Detail“ erzählt. Und dieses Ereignis hat es in sich, denn unter Hell’s Kitchen brodelt es gewaltig.

Der Mann ohne Furcht sowie Echo geraten auf die Spur eines Serienmörders, der seine Opfer ziemlich unappetitlich um die Ecke bringt. Es scheint kein festes Muster zu geben, außer dass allen Toten stets bestimmte Innereien fehlen. Zudem machen sie Bekanntschaft mit Jugendlichen, die förmlich besessen zu sein scheinen von etwas, das sich ganz prima mit „übernatürlich“ umschreiben ließe.

Die Spuren führen sie zu einer alten, verlassenen Kirche, die noch aus der frühen Tagen New Yorks stammt – lange, bevor an ein Viertel namens Hell’s Kitchen überhaupt zu denken war. Dort werden sie Zeuge satanischer Rituale, die, wie bei solchen Sachen üblich, das Tor zur Hölle aufstoßen soll. Und wenn irgendwas mit Hölle auf dem Stundenplan steht, dann ist oft auch eine Figur nicht weit, die eine ganz besondere Bindung zur Hölle hat: der Ghost Rider.

Die Dinge, die dort in den Katakomben jener Kirche im Begriff sind, loszubrechen, reichen weit zurück. Bis in jene Zeit, als die Kirche noch aktiv genutzt wurde und ein irischer Einwanderer namens Tommy Murdock in handfeste Auseinandersetzungen rivalisierender Banden gerät und mindestens eine Partei ebenfalls mit dem Teufel im Bunde zu sein scheint …

📸: Auszug aus „Daredevil & -Echo – Der Teufel steckt im Detail“. Erscheint beim Panini Verlag.

Dieser Band beinhaltet noch eine weitere Story, in der sich Echo und Typhoid Mary gegenseitig auf die Mütze hauen. Wieso, weshalb und warum, das war mir bis zum Schluss nicht klar. Das wirkte, wie aus dem Kontext gerissen und damit so unnütz und belanglos, dass ich mich damit an dieser Stelle gar nicht weiter aufhalten möchte.

Die Hauptgeschichte aber, die fetzt! Es ist eine dieser Storys, die in der amerikanischen Gründerzeit angesiedelt ist und diese mit übernatürlichen Komponenten vermischt, ohne beispielsweise schon wieder auf die Legende von Virgina Dare, dem ersten englischen Kind, das auf amerikanischen Boden geboren wurde, zurückzugreifen. Das ist in der Vergangenheit auch oft genug getan worden.

In erstaunlich unaufgeregtem Tempo wird hier eine Geschichte erzählt, die, wäre sie eine Akte-X-Folge, eine dieser beliebten „Monster of the Week“-Folgen gewesen wäre. Will sagen: Weder gewinnen unsere Held*innen Echo und Daredevil sonderlich an Profil hinzu (ob Matt Murdock nun einen sich mit Dämonen prügelnden Vorfahren namens Tommy hatte oder Peng, das lässt Daredevil nicht mehr oder weniger interessant erscheinen), noch kassiert das Ding einen Blumentopf für besondere Originalität.

Das macht aber nüscht. Die in der Vergangenheit angesiedelte Rivalität der Einwanderergangs erinnert ein bisschen an Filme wie „Gangs of New York“, was durchaus auch beabsichtigt war.

Denn „Daredevil & Echo – Der Teufel steckt im Detail“, geschrieben von Taboo, Rapper der Black Eyed Peas, sowie B. Earl, ist schlüssig und spannend erzählt. Ziemlich textlastig und ohne fortwährend die zur Verfügung stehenden Seiten mit Actionszenen zu verschwenden.

Einen ganz großen Anteil an dem durchweg positiven Eindruck haben die Bilder von Phil Nato. Sie erinnern mich mit ihren feinen Strichzeichnungen sowie den an Aquarelle erinnernden Farben an Comickunst, wie sie im frankobelgischen Raum vielfach zu erleben sind. Was ich damit also sagen möchte, ist: Dieser Comic liest sich nicht nur gut und ist gleichermaßen unterhaltsam wie spannend, er sieht auch noch fantastisch aus! Und auch das Zusammenwirken von Echo und Daredevil gefällt mir hier sehr gut.

Daredevil & Echo – Der Teufel steckt im Detail“ ist ein One-Shot und ich bin mehr als geneigt zu sagen: leider. Für weitere Abenteuer dieses Duos, idealerweise geschaffen vom gleichen Kreativteam wie hier, bräuchte man mich nicht lange überzeugen. Und daher beende ich diesen Text zwei erhobenen Daumen. Trotz des unnötigen Füllmaterials, das Panini hier noch mit reingepackt hat.


Erscheinungsdatum
9. April 2024
Verlag
Panini
Autor*in
Taboo
Zeichner*in
Phil Noto
Seiten
136
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