Manchen ist Olli Schulz als Sidekick von Joko und Klaas bekannt bzw. durch seine Rolle als Schulzkowski, der Intellektuelle mit Trinkgewohnheiten bei neoParadise. Anderen ist er bekannt als Radiomoderator. Vor allem aber ist Olli Schulz Singer-Songwriter. Und als solcher gastierte er am 13. Dezember unter dem Motto „Showman Olli Schulz“ in unserer Wohnzimmerverlängerung, der Meier Music Hall in Braunschweig. Normalerweise ist derartiges Liedgut nicht ganz unsere Baustelle, da wir uns hiervon aber einen unterhaltsamen Abend versprachen, sind wir dennoch ins Meier gepilgert. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellen sollte.
Der Anpfiff war für 20 Uhr angesetzt und kurz bevor die Bühne für Olli Schulz freigegeben wurde, war das Meier richtig gut gefüllt. Einen derartigen Andrang haben wir sonst bei (Szene-)Konzerten leider nicht immer. Auf der Leinwand hinter der Bühne erstrahlte zunächst ein Countdown, der von 5 herunterzählte, anschließend wurde ein kurzes Filmchen eingespielt, in dem Olli Schulz die Rolle eines Roadies spielte. Unterlegt vom gleichnamigen Song Peter Maffays. Das war bereits das erste humorvolle Geschehen dieses Abends. Anschließend betrat Olli Schulz die Bühne, lediglich ausgestattet mit einer Akustikgitarre und begleitet von einem Drummer. Zwei Leute mit spärlicher Instrumentierung, das war’s. Oh, und nicht zu vergessen, das iPad, auf dem Olli Schulz immer wieder Hintergrundbilder für die Show einstreute, die teilweise ziemlich witzig ausgefallen sind. Wer einmal die Mischung aus Husky und Pinguin gesehen hat, wird wissen, was wir meinen.
Zur Einstimmung spielte Olli Schulz einen Countrysong, bei dem er das Publikum gleich einbezog. Ungewöhnlich für das Braunschweiger Publikum: von Anfang an war hier Stimmung angesagt. Das lag zum großen Teil natürlich an den witzigen Zwischenansagen, die fast schon mehr Unterhaltungswert boten als die eigentlichen Songs. Aber auch wenn das alles sehr improvisiert und spontan wirkte, so sind die Erzählungen, die Olli Schulz an diesem Abend zum Besten gab, durchaus einstudiert und wiederholen sich, wenn man an mehreren Konzerten teilnimmt. Macht aber nichts, solange der Spaßfaktor stimmt. Und das tat er.
Schulz ist seit mindestens 2003 Musiker. Klar, dass sich da einiges an Songmaterial angesammelt hat. Und so bot er in den knapp 2 Stunden Songs aus der Olli Schulz und der Hund Marie–Zeit als auch welche, die in der Zeit seiner Solo-Karriere entstanden. Ob nun „Affenbär“, der „Song ohne Grund“ (bei dem ja eh alle nur geklaut haben), „Spielerfrauen“, „Wenn es gut ist“ oder „Halt die Fresse, krieg’n Kind“ – so ziemlich alles, was gute Laune bringen konnte, wurde gespielt. Und das oft in einer improvisierten Fassung, bei der schon mal die Gitarre verstimmt oder der Text durcheinander gebracht wurde.
Zwischendrin erzählte Olli Schulz immer wieder von den Hintergründen der Songs, vom Tourleben, wie er einmal mit Bela B. von den Ärzten beinahe von besoffenen Aggro-Fraggles vermöbelt wurde, witzelt über seinen türkischen Zahnarz oder wettert gegen die Leistungsgesellschaft. Zwischendurch wurde auch mal einem Schluck Hochprozentigem zugesprochen, obwohl doch die Vergangenheit zeigte, dass er schon mal auf einem Festival so zu gewesen sei, dass er dachte, er hätte bereits sein Konzert gespielt. So jedenfalls seine Aussage.
Highlight dürfte aber der Zugabenblock gewesen sein, bei dem sich Olli Schulz mit seiner Gitarre von der Bühne herab mitten in die Menge begeben hat und mit dem versammelten Publikum Oasis’ „Wonderwall“ zu singen. Das war schon ziemlich cool und steigerte den Spaßfaktor nochmals um Längen.
Insgesamt bleibt festzuhalten: Olli Schulz ist ein begnadeter Entertainer, der sein Publikum nicht nur bestens zu unterhalten weiß, sondern es überdies auch gut im Griff hat. Einzig: es hätte durchaus noch länger dauern dürfen. Nach ziemlich genau zwei Stunden war der Spaß nämlich schon wieder vorbei. Dabei hätten sicherlich nicht nur wir noch länger den Geschichten und Liedern gelauscht. Olli Schulz hat bereits angekündigt, im nächsten Jahr mehr Zeit für die Aufnahme einer neuen Platte als aufs Touren zu verwenden. Aber wenn der Mann mal in Eurer Stadt Station macht – tut Euch selbst einen Gefallen und zieht es Euch rein. Es lohnt sich!
Ach ja – falls Ihr Fotos vermisst: wie wir im Vorfeld vom Label erfuhren, sind Fotos von Olli Schulz-Konzerten unerwünscht. Daher ist alles, was wir Euch dieses Mal an Bildmaterial liefern können, die beiden obigen Handyfotos. Sorry, Leute.