Zombies gehen irgendwie immer, oder? Wobei, nein, vielleicht sollte ich die Frage anders formulieren: Zombies gehen irgendwie immer noch, oder? Spätestens seit der Serienumsetzung von „The Walking Dead“ haben die Untoten, nicht selten mit einem großen Appetit auf menschliche Gehirne versehen, einen ziemlichen Hype erlebten, könnte man inzwischen bald annehmen, das Thema sei durch. Ist es nicht. Noch immer sind die schlurfenden Verwesenden Bestandteil der Popkultur und haben, zumindest in meiner Wahrnehmung, allen anderen Gruselgeschöpfen scheinbar uneinholbar den Rang abgelaufen. Immer wieder erscheinen Computerspiele, Filme oder Comics, in denen Zombies eine zentrale Rolle spielen. So wie auch in „Marvel Zombies – Schwarz, Weiß und Blut“, mein nachfolgendes Thema.
Schwarz-Weiß-Zeichnungen um die Farbe Rot zu ergänzen, ist nun wirklich kein neues Konzept. Auch hier im Blog war das schon manches Mal Thema. So ging es beispielsweise etwa um die verrückten Abenteuer von Harley Quinn oder um Erzählungen rund um Darth Vader, in denen die Signalfarbe verwendet wurde, um das Lichtschwert des Bösewichts möglichst dramatisch in Szene zu setzen. Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass die jeweils versammelten, in sich geschlossenen Kurzgeschichten in den seltensten Fällen größeren bzw. bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Und so in etwa könnte auch schon das Fazit zu „Marvel Zombies“ lauten.
Es mangelt nicht an großen Namen. Weder auf der Seite der Kreativen, welche die Storys schufen und umsetzen, als auch auf Seite der handelnden Figuren. Garth Ennis oder Erica Schultz auf der einen, Daredevil, die Fantastic Four oder Iron Man auf der anderen Seite. Wir werden beispielsweise Zeuge davon, wie ein längst zum Untoten verwandelter Daredevil, einst Beschützer von Hell’s Kitchen, regelmäßig in eine fragwürdige Form von Gladiatorenkämpfe gesteckt wird. Oder wie Reed Richards, dessen Körper die Ausbreitung von Viren, die ihn befallen, verlangsamt, aber eben nicht stoppen kann, im Wettlauf mit der Zeit einen Impfstoff zu entwickeln versucht. Moon Knight sieht sich mit einem Iron Man konfrontiert, der auch schon lange nicht mehr in der üblichen gewohnten Form angesaust kommt und unsere freundliche Spinne aus der Nachbarschaft sieht sich einer zombifizierten Tante May gegenüber.
Reed Richards’ finale Woche wird mir wohl einige Weile in Erinnerung bleiben, die Begegnung von Peter Parker mit Zombie-May auch, aber die meisten Storys werde ich schon bald wieder aus dem Zwischenspeicher meines Gehirns gelöscht haben. Das ist gar nicht mal so sehr ein Indiz für mangelnde Qualität, sondern einfach dem Umstand geschuldet, dass es Kurzgeschichten sind, noch dazu völlig losgelöst von irgendwelchen Kanon- oder Kontinuitätsthemen. Die gebotenen Illustrationen sind meist sehr schön anzusehen und selten war die Kombination von schwarz, weiß und (blut-)roten Bildern so sinnvoll wie hier. Dass sich Panini entschieden hat, auch diesen Comic erneut im Großformat zu veröffentlichen, kommt den Bildern sehr zugute.
Und doch, merke ich, fällt es mir nicht so leicht, zu einer finalen Aussage zu kommen. Wer seine Held*innen gerne mal in einem zombifizierten Umfeld erleben möchte, macht hier mit der Anschaffung nichts falsch, denke ich. Genauso diejenigen unter Euch, die sich für großformatige, schöne Comicalben begeistern können, bei denen die Optik eindeutig den Inhalt übertrumpft. Komplettisten gehören vielleicht auch noch zur Zielgruppe. Alle anderen aber können gewiss einem anderen Comic den Vorzug geben.