Würde ich nur noch eine Figur im Maßstab 1:6 sammeln dürfen, dann wäre es wohl Wanda Maximoff, landläufig auch bekannt als Scarlet Witch. Die Chaos-Hexe stünde auf Platz 1 – noch vor Batman. Und das will was heißen! Ich kann es also nicht leugnen, ein Fan der scharlachroten Hexe zu sein. Daher habe ich mich sehr gefreut, als im September des vergangenen Jahres bei Panini Comics eine neue Serie rund um Scarlet Witch an den Start ging.
Grundsätzlich ja auch eine interessante Figur, hat sie die gesamte Bandbreite von Gut und Böse und allem dazwischen schon abgedeckt. In dieser neuen Serie aber, da steht Wanda wieder auf der Seite der Guten. Mit ihrem Emporium genannten Zauberladen und der sogenannten letzten Tür hatten die Verantwortlichen den Grundstein für ziemlich coole Geschichten gelegt. Der nächste Band, „Scarlet Witch 2 – Hexenjägerin“ ist seit einer Weile raus. Zeit, mal einen Blick darauf zu werfen, ob das Potenzial genutzt wurde.
Darf ich direkt schon das Fazit vorwegnehmen? Ja, das Potenzial wurde genutzt. Wie bei so vielen Comics und Serien nicht auf absolutem Weltklasse-Niveau, aber dennoch mit sehr hohem Unterhaltungswert. Warum ist das so? Weil hier ein paar wirklich schöne Geschichten erzählt werden, die fast alle für sich alleine stehen können.
Geschichten, wie die beispielsweise, in der sie auf ihren tot geglaubten Vater Magneto trifft. Es soll sich herausstellen, dass es sich lediglich um einen Klon des Obermutanten handelt, was die Begegnung von Wanda und ihm aber nicht weniger emotional macht. Oder dieser Auftritt von Loki, unser aller Lieblingstrickser. Die Anziehung zwischen Wanda und Loki ist in dem Moment so stark, man könnte das als Leine spannen und darauf balancieren.
Aber das ist alles nichts gegen Wandas Ausflug in das Land Oz. Richtig gelesen, genau das Oz. Irgendwie nur konsequent von Marvel, eine mächtige Zauberin mal genau dorthin zu verfrachten, wo der Zauberer der Smaragdenstadt herrscht. Das war cool, eine witzige Idee und durchaus noch ausbaufähig. Es könnte ja mal jemand hingehen, und eine Miniserie daraus machen. Hörste, Marvel? Machma!
Die Zeichnungen bewegen sich auf einem grundsoliden, aber nicht überragenden Niveau. Wäre Sara Pichelli durchgängig für alle inkludierten US-Hefte verantwortlich gewesen, hätte das Fazit vermutlich anders ausgesehen. Für den überwiegenden Teil hat sie den Bleistift aber an Lorenzo Tammetta überreicht, der einen grundsoliden Job macht. Aber eben auch nichts, was mich dazu brächte, vor Verzückung die Panels mit einem Polylux auf einer großen Leinwand zu genießen.
Aktuell ist „Scarlet Witch“ eine Feel-Good-Serie – und somit einer der Gründe, warum ich gerade so unfassbar viele Comics förmlich verschlinge. Es passiert so viel Mist in der Welt. Klimakrise, rechte Klappspaten an allen Ecken und Enden, KI auf dem Siegeszug, … man weiß gar nicht, woran man zuerst verzweifeln soll, wenn man nicht nur den IQ eines Badewannenstöpsels hat. Den ich übrigens manchmal wirklich gerne hätte, vermutlich ginge es mir dann besser. Einen Comic wie diesen lese ich, klappe ich zu – und hab für eine kurze Weile gute Laune. Auch eine Form von Psychohygiene.
Auf diesem Level kann die Serie gerne weitergehen, auch wenn wir hiermit zunächst einmal das Finale erreicht haben dürften. Ich schaue in der Zwischenzeit mal bei Sideshow Collectibles, ob es nicht vielleicht gerade eine weitere Wanda von Hot Tos im Angebot gibt.