So. Ich gehe mal davon aus, dass jede Person, die sich für den Film „Deadpool & Wolverine“ interessiert, mittlerweile den Streifen gesehen hat. Oder zumindest auf die ein oder andere Weise mitbekommen hat, welche Gastauftritte der Film zu bieten hatte. Zudem habe ich irgendwo läuten hören, dass der Film bereits ab Anfang Oktober auf den gängigen Digitalplattformen erhältlich sein soll. Jetzt noch auf Spoiler zu achten, wäre wohl gleichermaßen nobel wie unnütz. Daher komme ich nun ohne Umschweife zu einem Comic, der im Umfeld des Kinostarts bei Panini veröffentlicht wurde, aber den ich aber aus Gründen auf die lange Bank geschoben habe. Heute aber isser fällig! Und das in mehrerer Hinsicht. Sprechen wir also mal über „Deadpool Corps – Gemeinsam vereint“. Das namengebende Deadpool Corps hatte einen denkwürdigen Auftritt im Film. Ist der Comic ebenso erinnerungswürdig?
In gewisser Weise ist dieser Comic eine Art Anthologie von Kurzgeschichten, die alleine für sich stehen, aber dennoch miteinander verbunden sind. Im Prinzip sind die versammelten fünf Geschichten eine wilde Reise durch die Multiversen, in denen unser Superheld mit der großen Klappe durch die Dimensionen hirscht, um sich die Unterstützung anderer Deadpool-Varianten zu sichern. Gelingt ihm das nicht, passiert etwas … ja, was eigentlich? Eine richtige, konkrete Antwort bleibt einem der Comic schuldig, aber in Anlehnung an das jüngste Kinoabenteuer des beliebten Großmauls kann das ja wieder einmal nur das Ende allen Seins bedeuten. Mindestens in einer Dimension, wenn nicht gar in allen.
Und so treffen wir also auf Lady Deadpool, in Szene gesetzt von Deadpool-Schöpfer Rob Liefeld, der seine Vorliebe für übertriebene, anatomisch unmögliche Proportionen wohl nicht mehr loswird in diesem Leben. Wir begegnen einem Kidpool, der auf Professor Xavers Schule für besondere Kinder seinen Mitschülern, quasi X-Children, aufzeigt, dass er – Verzeihung – als Kind schon scheiße war. Deadpool erleben wir zudem auch als Hund (Dogpool), der als Opfer von Tierversuchen für die Schönheitsindustrie zu seinen enormen Selbstheilungskräften sowie einem wenn auch rudimentären Bewusstsein. Und so weiter.
Das Problem der meisten Kurzgeschichten dieses Bandes: sie sind so nichtssagend. Oder irgendwie cringe. Der Auftritt von Lady Deadpool beispielsweise war irgendwie gar nix, eine Oblatenscheibe hätte mehr Gehalt gehabt. Kidpool ist einfach die ganze Zeit über extrem unangenehm. Deadpool selbst ist ja schon oft hart an der Grenze, aber der Knabe schießt echt den Vogel ab. Um Dogpool tut es mir beinahe ein bisschen leid. Einzig die Story, in der Deadpool seinen Kopf von einer tropischen Insel zu retten versucht und dabei auf einen erfinderischen Großwildjäger stößt, bot einige Unterhaltung. Aber auch diese Geschichte hat mich nicht vor Begeisterung in die Hände klatschen lassen. Im Umfeld des Filmgenusses kann man sich den Comic sicher mal geben. Aber wenn die Welle erst einmal abgeflacht ist, was spätestens mit Start der Heimkinoauswertung der Fall sein dürfte, wüsste ich nicht, warum man sich diese Bude hier gönnen sollte.
Zu flach die Geschichten, zu ungleich und teilweise unausgegoren die Zeichnungen. Es ist völlig klar, warum Panini dieses Büchlein, deren Inhalt schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben und die eigentlich nur eine Vorgeschichte erzählt, passend zum Kinostart veröffentlichte. Aber auch in Paninis reichhaltigem Programm ist nicht alles Gold, was glänzt. Das ist daher keine Kunst, sondern kann weg.